2. Klimadialog – die Lösung liegt im Handeln

Netto null Treibhausgasemissionen bis 2050 – das ist das Klimaziel der Eidgenossenschaft. Hierfür müssen erneuerbare Energien ausgebaut werden und Gebäude, Mobilität sowie Ernährung klimaneutral werden. Den Weg des Kantons Zürich diskutierten Gemeinden, Unternehmen und die Verwaltung auf dem 2. Klimadialog in Winterthur.

Text: Alexander Wolski

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Nur gemeinsam zu stemmende Aufgabe

Martin Bardenhewer, Leiter Institutional Clients & Multinationals, vertrat die Zürcher Kantonalbank bei der Podiumsdiskussion, die sich dem aktuellen Stand in Wirtschaft und Verwaltung widmete.

«Die Banken spielen eine wichtige Rolle bei der Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft, aber ohne die anderen geht es nicht», sagte Bardenhewer. Insgesamt sei der Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft ein langer Weg – man befinde sich eher an dessen Anfang.

Martin Bardenhewer (2.v.r.) bei der Präsentation eines Workshops
Martin Bardenhewer (2.v.r.) bei der Präsentation eines Workshops (Bild: Sabina Bobst)

Nadja Lang, CEO der ZFV-Gruppe, stimmte Bardenhewer hier zu. Jung sagte zudem: Entscheidend sei, dass Nachhaltigkeit nicht als Spezialistenthema innerhalb eines Unternehmens behandelt werde, sondern direkt bei der Führung angegliedert sein müsse. Bardenhewer betonte wiederum, dass es wichtig sei, sich nicht in konzeptioneller Arbeit zu verlieren, sondern sie in konkreten Projekten umzusetzen. So bietet die nahe Bank ihrer Kundschaft eine kostenlose und unabhängige Heizungsersatzberatung an – die Nachfrage steigt stetig.

Martin Neukom, Regierungsrat und Baudirektor, schilderte den aktuellen Stand und die Herausforderungen im Klimaschutz des Kantons Zürich. Sein Zwischenfazit: «Dank grosser Anstrengungen in den letzten 30 Jahren sind wir auf dem richtigen Weg. Aber der absolut notwendige Rückgang der CO2-Emissionen auf null geht noch viel zu langsam. Der Verzicht auf fossile Heizungen beim Heizungsersatz ist unumgänglich und möglich – mehrere Kantone machen es bereits vor.»

Jacqueline Fehr, Regierungspräsidentin und Direktorin des Inneren, ergänzte: «Der Föderalismus der Schweiz bietet immense Chancen. Wie in einem Labor können wir bei anderen Kantonen beobachten, was funktioniert und was nicht – und daraus lernen.

Im Kanton Zürich kommt am 28. November 2021 das kantonale Energiegesetz zur Volksabstimmung, gegen das der Hauseigentümerverband das Referendum ergriffen hat.

Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr im Workshop mit Gemeindevertreterinnen und –vertretern
Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr im Workshop mit Gemeindevertreterinnen und –vertretern (Bild: Sabina Bobst)

Hitzestau in den Städten

Einen vertieften Einblick in die Sorgen und Nöte der Gemeinden eröffneten die verschiedenen Workshops, sie waren das eigentliche Herzstück der Veranstaltung. Dort diskutierten die Gemeindevertreterinnen und -vertreter zusammen mit Fachleuten von Kanton, Städten und Bund. Klarer Tenor: Der Klimawandel sei in vollem Gange.

Ein Phänomen hierbei sind jene städtischen Wärmeinseln, die das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner in Sommer mitunter zur Qual machen. Die vielen Beton- und Asphaltflächen – häufig unter dem Begriff Versiegelung zusammengefasst – absorbieren die Sonnenstrahlung und geben die Hitze wieder zurück an die Umwelt. Fehlende Grünflächen, eingeschränkte Luftzirkulation durch hohe Gebäude und die zusätzliche Wärmeanstrahlung von Klima- und Heizungsanlagen lassen das Quecksilber steigen. Daraus resultiert ein Unterschied zwischen Zentrum und Peripherie von bis zu sieben Grad.

Diese Kluft kleiner werden zu lassen, kann nur das Ziel sein. Doch um hier voranzugehen, fehlt den Gemeinden oft die gesetzliche Grundlage. Oder aus ihrer Sicht formuliert: Der politische Wille sei oftmals vorhanden, doch bis konkret etwas passiere, dauere es oft zu lange.

Impression der Podiumsdiskussion. Ganz links Martin Bardenhewer
Impression der Podiumsdiskussion. Ganz links Martin Bardenhewer (Bild: Sabina Bobst)

Plädoyer für Mut

Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien des Kantons Zürich und Gemeindepräsident von Gossau, zeigte sich insofern zwar beeindruckt vom vereinten Know-how der Teilnehmenden: «Es hat sich erneut gezeigt, dass in den Gemeinden dank Föderalismus und Milizsystem ein enormes Potenzial vorhanden ist.» Gleichzeitig resümierte er: «Es braucht aber auch den Mut und die Möglichkeiten, einmal ohne Weisung und Gesetz etwas zu versuchen.»

Insgesamt erwies sich der Klimadialog als wichtiger Anlass, anhand von konkreten Problemen diverse Lösungswege zu skizzieren und zu diskutieren. Gemeinsam einen Beitrag zur Meisterung des Klimawandels leisten, darin besteht aller Ehrgeiz.

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