Wie ist längerfristig mit radioaktivem Müll umzugehen? Dieser nach wie vor ungelösten Frage nehmen sich in Annette Hugs eigenwilligem Roman «Tiefenlager» fünf Menschen aus den verschiedensten Gegenden der Welt an. Um sicherzustellen, dass das Wissen und die Umsicht im Umgang mit Tiefenlagern über Generationen übermittelt wird, gründen sie einen Orden. Denn: Klöster haben sich bekanntlich als besonders dauerhafte Institutionen erwiesen.
Auf diese faszinierende Grundidee ging Bankpräsident Jörg Müller-Ganz bei seiner Laudatio an der Preisverleihung im Literaturhaus Zürich ein: «Nur dank der mittelalterlichen Klöster konnte das Wissen der Antike, wenn auch unter strengem Verschluss, erhalten und in die Renaissance und Neuzeit überliefert werden. Ohne diese klösterliche Tradition wäre dieses breite Wissen im dunklen Mittelalter für die Gesellschaft für immer verloren gegangen. Das Fundament für Humanismus, Aufklärung und die heutige Wissenschaft wäre schlicht nicht mehr vorhanden gewesen». In diesem Zusammenhang stellte er auch einen Bezug her vom ersten abendländischen Kloster in Saint-Maurice über Felix, Regula und Exuperantius zur Zürcher Kantonalbank und ihrem Schillerpreis.
Fantasievollen Umgang mit gesellschaftlichen Fragen
Dominik Müller, Präsident der Schillerstiftung, lobte die Originalität und kühne Konstruktion von Annette Hugs Roman. Die Jury überzeugte den ebenso verantwortungsbewussten wie fantasievollen Umgang mit gesellschaftlichen Fragen sowie die anrührenden Porträts der Ordensgründerinnen und -gründer.