«Die Bank agiert umsichtig und defensiv»

Warenexporte ins Ausland finanzieren, Wechselkursrisiko absichern, Kundinnen und Kunden, die von der Schweiz ins Ausland ziehen – die Gründe für Geschäfte mit Auslandsbezug sind vielfältig. Und wenn möglich, begleitet die Zürcher Kantonalbank ihre Kundinnen und Kunden dabei. Welche Risiken und welche Chancen sich aus dem Auslandgeschäft ergeben, erklärt Hjalmar Schröder, Chief Risk Officer.

Interview: Pascal Trüb

Hjalmar Schröder, Chief Risk Officer
Hjalmar Schröder, Chief Risk Officer

Herr Schröder, die ZKB betreibt auch ein Auslandgeschäft. Welche Risiken gehen davon aus?

Grundsätzlich sind es die gleichen Risiken wie auch im Inlandgeschäft, z.B. Kredit-, Abwicklungs- oder Reputationsrisiken. Zusätzlich besteht eine Abhängigkeit vom ausländischen Rechtssystem. Da im Auslandgeschäft ein erhöhtes Rechts- und Reputationsrisiko besteht, schenken wir diesem ein besonderes Augenmerk und minimieren es. Das bedeutet: Wenn die Risiken bei einem Auslandgeschäft nicht ausreichend gemindert werden können, nehmen wir Abstand davon. Es besteht jedoch noch ein weiteres.

Welches wäre das?

Für viele unserer Kunden im Wirtschaftsraum Zürich ist das Auslandgeschäft ein wesentlicher Ertragspfeiler. Bei einer zu restriktiven Handhabung unseres Auslandgeschäfts könnten wir bestimmte Schweizer Kunden nicht mehr begleiten und würden unter Umständen unserem Leistungsauftrag nicht mehr gerecht.

Wie geht die Bank mit den Risiken um?

Der weitaus überwiegende Teil unseres Auslandgeschäfts weist einen Bezug zur Schweiz auf. Weiter setzen wir für jedes Land einen Ländergeschäftsrahmen fest, der die zulässige Geschäftstätigkeit definiert. Mit Länderlimiten begrenzen wir die Risikokonzentration in den einzelnen Ländern. Schliesslich schreibt das Kantonalbankgesetz vor, dass Geschäfte im Ausland nur erlaubt sind, wenn sie keine unverhältnismässigen Risiken für die Bank verursachen und die Befriedigung der Geld- und Kreditbedürfnisse im Kanton nicht beeinträchtigen. Diese Vorgaben gelten bei jedem Geschäft mit Auslandbezug.

In welchem Verhältnis stehen Auslandrisiken zur gesamten Risikolage der ZKB?

Bei einer regionalen Aufspaltung des Risikokapitals entfallen etwa 10 Prozent auf das Auslandgeschäft. Aus unserem Auslandgeschäft resultiert eine risikoreduzierende Diversifikation.

Dieses Interview ist Bestandteil des Schwerpunktberichts zuhanden der Aufsichtskommission über die wirtschaftlichen Unternehmen des Zürcher Kantonsrats zum Auslandgeschäft der Zürcher Kantonalbank im Geschäftsbericht 2024. Das Auslandgeschäft ist ein wichtiger Teil unseres gesetzlichen Leistungsauftrags und trägt zur Diversifikation und Stabilität der Erträge bei.

Schwerpunktbericht herunterladen

Wie sichert sich die Bank gegen solche Risiken ab?

Wir setzen vor allem auf Prävention durch eine sorgfältige Prüfung beim Eingehen von Geschäften mit Auslandbezug. Kreditrisiken können zudem teilweise durch Garantien insbesondere der Schweizer Exportrisikoversicherung (SERV) abgesichert werden oder durch die Weitergabe an Drittbanken mit guter Bonität. Die Bank agiert bei Risiken mit Auslandbezug umsichtig und defensiv.

Sie beziehen sich auf ein angemessenes Risiko-Ertragsverhältnis. Wie beurteilen Sie dieses?

Bei jedem Geschäft, das eine Bank eingeht, sollen die eingegangenen Risiken auch einen angemessenen Ertrag abwerfen. Mit Hilfe unseres Risikomodells kann das durch ein Geschäft beanspruchte Risikokapital ermittelt werden. Aus diesem Risikokapital muss mindestens der intern festgelegte Kapitalkostensatz erwirtschaftet werden, damit ein Geschäft für uns rentabel ist. Im Auslandgeschäft achten wir sehr genau darauf. Im Inlandgeschäft können wir insbesondere im Rahmen des Leistungsauftrags auch mal davon abweichen, z.B. bei der Wohneigentumsförderung, bei ökologisch sinnvollen Finanzierungen mit dem ZKB Umweltdarlehen oder bei der Förderung von Start-ups.

Könnte es dennoch vorkommen, dass Steuerzahler für das Auslandgeschäft der ZKB aufkommen müssen?

Dies wäre bei einer Inanspruchnahme der Staatsgarantie der Fall. Bevor diese zum Tragen kommt, dienen unsere über 14 Milliarden Franken Eigenmittel als Sicherheit. Das Auslandgeschäft für sich alleine ist nicht gross genug, damit so ein Fall eintritt.

Welche Chancen ergeben sich auf der anderen Seite aus dem Auslandgeschäft?

Die Geschäftstätigkeiten der ZKB sind naturgemäss auf den Wirtschaftsraum Zürich fokussiert. Daraus resultiert eine hohe Risikokonzentration auf einen kleinen geografischen Raum, die sich negativ auf unser Risikoprofil auswirkt. Diese Konzentration können wir reduzieren, indem wir ausserkantonal bzw. im Ausland Geschäfte tätigen. Ebenso wirken Skaleneffekte: Wenn wir unsere Produkte auch im Ausland verkaufen können, verteilen sich unsere Fixkosten auf ein höheres Volumen, wovon auch unsere Kunden im Kanton Zürich profitieren.

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