Die Zürcher Kantonalbank geht in die Wolke
Die Zürcher Kantonalbank wird in den nächsten Jahren Services und Daten in die Cloud verlagern. Ein notwendiger und branchenüblicher Schritt.
Text: Yannik Primus
Für die meisten gehört die Cloud zum Alltag: Beim Checken der privaten E-Mails, beim Musikhören, beim Lesen von News auf dem Handy oder beim automatischen Backup unserer Fotos: Cloud-Lösungen sind nicht nur privat beliebt, sondern auch in der Geschäftswelt sind sie nicht mehr wegzudenken und vielerorts Standard.
Dies gilt auch für Banken – und das hat einfache Gründe: In der Cloud sind die Informationstechnologien stets auf dem neuesten Stand. Kundinnen und Kunden profitieren in der Folge von modernen digitalen Produkten und Dienstleistungen, die schneller sind und noch besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Auch in der Kundenbetreuung bleibt dank besseren Applikationen mehr Zeit für das, was wirklich zählt: das Kundengespräch.
Die Cloud bringt auch im Bankbetrieb viele Vorteile, weil sich ihre Kapazität extrem rasch anpassen lässt: Im Gegensatz zu den Servern im Rechenzentrum der Zürcher Kantonalbank lässt sich die Rechenleistung von eingekauften Cloud-Servern zügig hochfahren – etwa um nachts eine Risikoberechnung durchzuführen oder ein grosses Update auszurollen. Ist dieser Prozess abgeschlossen, reduziert man die benötigte Leistung wieder. Das spart Zeit und Kosten. Gleichzeitig ist man aber auch gefordert, bewusst mit dieser fast unerschöpflichen Kapazität umzugehen.
Im Bankensektor lautet die Frage seit Jahren nicht mehr, ob die Mehrheit der Dienstleistungen und Daten auf Cloud Services betrieben werden, sondern wann. Der Branchenverband SwissBanking etwa engagiert sich aufgrund des grossen Potenzials der Cloud seit Jahren stark für das Thema. Neueste Business-Funktionalitäten wie Microsoft Teams werden immer häufiger nur noch in der Cloud angeboten. Zudem ist die Technologie von Cloud-Diensten in spezialisierten Bereichen den hauseigenen Systemen teilweise überlegen. Und: Durch die Einheitlichkeit der Dienstleistungen und das enorme Investment in IT-Sicherheit und Compliance haben die Marktführer eine Basis geschaffen, um die Cloud im Finanzsektor nutzen zu können. Aus diesen Gründen verlagert die Zürcher Kantonalbank ab Anfang 2022 über die nächsten Jahre hinweg Dienste und Daten in die Cloud.
Bei diesem Schritt wird sich die Bank treu bleiben: Die Sicherheit für Kunden und Systeme wird weiterhin die höchste Priorität haben. Bereits heute bezieht die Zürcher Kantonalbank externe Services – etwa im Bereich Zahlungsverkehr. Im Verlauf der nächsten Monate wird die Bank detaillierter über die geplante Einführung informieren.
Vier Fragen an Remo Schmidli, Leiter IT, Operations & Real Estate
«Die Cloud wird zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor»
Herr Schmidli, was erhoffen Sie sich von der Cloud-Einführung?
Remo Schmidli: Wir werden unseren Kundinnen und Kunden künftig bessere und innovativere Produkte bieten können. Die Cloud gibt uns dazu jederzeit Zugriff auf modernste Technologien und neueste Services. Dadurch werden wir schneller neue Anwendungen und Dienste entwickeln, die den Bedürfnissen unserer Kundschaft entsprechen. In unserem Rechenzentrum sind viele dafür nötigen Funkionen nicht verfügbar – respektive der Aufbau dafür wäre unverhältnismässig teuer. Wir können mit der Entwicklung in der Cloud nicht Schritt halten. Ich erhoffe mir damit auch mehr Effizienz und eine bessere Steuerung der Kosten, da uns immer nur so viel Leistung verrechnet wird, wie die Bank gerade braucht. Dem werden wir grosse Beachtung schenken: Denn wenn die Kreditkarte einmal hinterlegt ist, wird auch munter abgerechnet.
Diverse andere Banken sind auf dem Weg in die Cloud weiter als wir. Wieso geht die Zürcher Kantonalbank jetzt denselben Weg?
Die Nutzung von internationalen Cloud-Anbietern ist bei vielen Schweizer Banken mittlerweile zum Standard geworden und die Überführung der Services aus den eigenen Rechenzentren ist am Laufen. Wir sind also nicht die Ersten, sondern verfolgen eine Smart-Follower-Strategie, die zu uns passt und sich bewährt hat. Im Wettbewerb mit den Konkurrenten dürfen wir hier nicht ins Abseits geraten: Ohne Cloud fehlt uns in der digitalen Transformation die nötige Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit. Ohne Zugang zu den neuesten Technologien leidet unsere Innovationskraft. Die Cloud wird zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Zudem zwingen uns Softwareanbieter zu diesem Schritt, da ihre Lösungen in Zukunft nur noch in der Cloud angeboten werden.
Was ist Ihre Vision bezüglich Cloud? Wie wird die Zürcher Kantonalbank künftig arbeiten?
Das Wichtigste ist und bleibt, dass wir die Kundenbedürfnisse jederzeit konsequent ins Zentrum stellen. An diesem Prinzip werden wir uns auch bei der Entwicklung von Anwendungen und Diensten in der Public Cloud orientieren. Wir werden aber schneller reagieren können und agiler und innovativer werden. In der Cloud können wir unsere ganze IT-Infrastruktur neu gestalten. Für uns als sicherste Bank wird aber die Sicherheit immer höchste Priorität haben. Wir werden bei diesem Schritt grossen Wert auf den Schutz der Vertraulichkeit und Integrität wichtiger Geschäftsdaten legen. Wir stellen deshalb auch künftig sicher, dass unsere Daten verschlüsselt in einer gesicherten Umgebung in der Schweiz gehalten werden.
Was wird sich durch die Einführung für die Kunden ändern?
Die Kundschaft wird von den Veränderungen unter der Haube nichts merken, sie wird sich aber mit der Zeit immer stärker über die besseren Produkte und Dienstleistungen freuen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sein werden. Weil wir künftig Updates und Verbesserungen schneller ausliefern können, werden wir auch die Kundenwünsche schneller erfüllen können.