Früh genug Finanzen planen

Anlässlich des Weltfrauentags gibt Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest, Auskunft zum Thema: Warum Frauen ihre Finanzplanung unbedingt aktiv angehen sollten.

Text: Johanna Stauffer / Foto: Simon Baumann

Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest
Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest

Frau Hochberg. Man liest immer wieder, dass es typisch Frau sei, zwar zu sparen, aber nicht zu investieren. Reines Klischee?

Anja Hochberg: Ich kenne genug engagierte Frauen, die klug anlegen und sich intensiv mit ihrer Vorsorgeplanung auseinandersetzen. Und das ist auch nötig – bedenkt man, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiten und deshalb im Alter eine Vorsorgelücke droht. Aber es stimmt leider auch: Zu viele Frauen übergeben die Finanzangelegenheiten ihrem Partner. Oder sie lassen ihr gesamtes Vermögen auf dem Sparkonto liegen. Was gerade im derzeitigen Niedrigzinsumfeld kein kluger Schachzug ist.

Was sind die Gründe dafür?

Es ist traditionellerweise immer noch so, dass sich Frauen weniger mit Finanzdingen beschäftigen. Ein Grund könnte das mangelnde Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sein. Im Umkehrschluss stelle ich fest: Je mehr eine Person über die Finanzwelt informiert ist, desto eher und besser legt sie an. Hier also der klare Ratschlag: sich konkret mit der eigenen Finanzlage auseinandersetzen und Wissen aneignen! Sei es durch Weiterbildungen, mindestens aber durch die Lektüre von (Finanz-)Zeitungen oder eben auch durch ein Gespräch mit einem Kundenberater der nahen Bank. Auch im Internet lässt sich stöbern, wobei man aufpassen muss, nicht von Informationen überflutet zu werden.

Weitere Tipps?

Ich rate jedem, früh genug mit der Finanzplanung und dem Investieren zu beginnen. Denn mit einem langen Anlagehorizont lässt sich auch mit kleineren Beträgen ein Vermögen aufbauen. Ein guter erster Investitionsschritt ist hier meines Erachtens ein diversifizierter Vorsorgefonds im Rahmen der dritten Säule – frankly bietet hier sowohl Anlage-Experten als auch -Neulingen interessante Möglichkeiten, die Säule 3a aktiv und auch bei Interesse nachhaltig zu bewirtschaften. Je nachdem kann man selbst Anlageprodukte auswählen, die professionell gemanagt sind oder sich diese passend zu den eigenen Bedürfnissen vorschlagen lassen.

Investieren Frauen anders als Männer?

Vielleicht risikobewusster – im Sinne, dass sie Investments nur eingehen, wenn sie das Risiko klar einschätzen können und es im sinnvollen Verhältnis mit der zu erwartenden Rendite steht. Was eine gute Sache ist! Auch waren Frauen tendenziell schon früher an nachhaltigen Anlagen, die inzwischen ein flächendeckend wichtiges Thema sind, interessiert. Aber ansonsten gilt: Gutes Investieren ist geschlechtsunabhängig. Das zeigen auch Studien, welche die Performance von Portfoliomanagerinnen mit jener der männlichen Kollegen vergleichen. Es braucht meines Erachtens auch keine speziell auf Frauen ausgerichtete Finanzprodukte, höchstens eine noch gezieltere Ansprache. Meint, dass bei Beratungsgesprächen von Paaren auch explizit die Frau angesprochen wird.

Was war denn Ihr erstes Investment?

Von meinem ersten Gehalt habe ich in einen Fondssparplan investiert – und tatsächlich in ein Auto! Damals habe ich in Wales gelebt und gearbeitet, und jener Wagen hat meine Möglichkeiten, mich auf der Insel flexibel fortzubewegen, doch sehr stark erweitert. Ein gutes Investment!