Hackschnitzel sind Pioniere der Energiewende

Strom aus Holz erzeugen – klimaneutral. Das kann Florian Gut aus Buch am Irchel dank des Umweltdarlehens der Zürcher Kantonalbank. Ein Besuch vor Ort.

Text: Alexander Wolski

Der Geruch frisch geschnittener Buchen liegt auf dem Betriebshof der Holzenergie Gut in der Luft. Es stammt aus dem umliegenden Wald und Eigentümer Florian Gut verarbeitet es zu Brennscheiten für den heimischen Gebrauch. So weit, so gewöhnlich. Einzigartig hingegen ist die Maschinenhalle im hinteren Teil des Gehöfts. Hier steht die erste Holzvergasungsanlage ihrer Art in der Schweiz – ein Pionierprojekt der Zürcher Kantonalbank auf dem Weg zur Energiewende.

Die Idee zum Bau spukt Gut seit zehn Jahren im Kopf herum. «Die schlechte Energieausbeute beim Verbrennen von Scheiten in einem Cheminée hat mich früher geärgert – also habe ich mich auf die Suche nach einer effizienteren Alternative begeben», sagt der gelernte Maschinenmechaniker. Fündig wurde er in Österreich – dort wird das 200 Jahre alte Verfahren der Holzvergasung mittlerweile genutzt, um effizient Strom und Wärme zu erzeugen.

Stippvisite auf dem Hof: (v.l.n.r.) Kundenberater Stefan Häusler, Tamara Götz-Graf, Produktmanagerin Umweltdarlehen und Marit Kruthoff, Fachbeauftragte Leistungsaufrag und zuständig für den Nachhaltigkeitsauftrag, besuchten im vergangenen Jahr Landwirt Florian Gut (3. von links), den stolzen Besitzer der pionierhaften Holzenergie-Anlage im Hintergrund. (Bild: Stefan Walter)
Stippvisite auf dem Hof: (v.l.n.r.) Kundenberater Stefan Häusler, Tamara Götz-Graf, Produktmanagerin Umweltdarlehen und Marit Kruthoff, Fachbeauftragte Leistungsaufrag und zuständig für den Nachhaltigkeitsauftrag, besuchten im vergangenen Jahr Landwirt Florian Gut (3. von links), den stolzen Besitzer der pionierhaften Holzenergie-Anlage im Hintergrund. (Bild: Stefan Walter)

Hoch effiziente Energiegewinnung

Hierfür werden Hackschnitzel nicht wie üblich verfeuert, sondern in einer Kammer mit wenig Luftzufuhr verschwelt. Bei Temperaturen um 800 Grad gibt das Holz ein Gasgemisch ab, das dann abgesaugt, gefiltert und gekühlt wird. Die spätere Verbrennung eines Gas-Luftgemisches treibt einen Stromgenerator an und versorgt 450 Haushalte in der Umgebung mit Strom. Der Clou: Nur fünf Prozent der erzeugten Energie benötigt die Anlage zum Betrieb – der Rest wird eingespeist. Die Abwärme beheizt das Mehrfamilienhaus auf dem Hof sowie weitere Betriebsgebäude. «Der hohe Wirkungsgrad hat mich überzeugt», sagt Florian Gut.

Übrig bleibt am Ende Holzkohle in der allerhöchsten Qualitätsklasse. Da diese keine Schwermetalle enthält, mischen Bauern sie als Nebenprodukt beim Viehfutter unter. Am Ende landet diese Kohle dann in einem Fladen auf dem Boden, wo sie CO2 neutral gespeichert wird – der Kreislauf ist geschlossen. Eine geniale Technik, die in Windeseile Unterstützer finden sollte und doch vergingen zehn Jahre von der Idee bis zum Start des Stromgenerators.

Ein Pionierprojekt mit starken Partnern

«Sagen wir es einmal so: Es war kein normales Baugesuch, sondern ein spezieller Spezialfall», sagt der Betreiber schmunzelnd. Das erste Kraftwerk seiner Art, fehlende Stromableitungen und die finanzielle Unsicherheit bei der Einspeisevergütung – die Liste der Herausforderungen war lang. Um sie zu meistern, brauchte Florian Gut Partnerinnen und Partner in der Gemeinde, den Elektrizitätswerken und bei seinen Geldgebern.

Bei der Finanzierung war die Zürcher Kantonalbank mit einem Umweltdarlehen behilflich. Die Zinssatzreduktion von bis zu 0.8% p.a. fördert im Wirtschaftsraum Zürich umweltfreundliches Bauen und Renovieren und hilft dabei, Ressourcen zu sparen, Emissionen zu minimieren sowie Umweltrisiken zu verringern. Das einzigartige Kraftwerk qualifizierte sich sogar als Pionierprojekt innerhalb des Umweltdarlehens. Diese Gütesiegel erhalten Impulse, die neue umweltfreundliche Technologien in den Kanton bringen.

Am 13. Juli 2021 drückte Gut auf den Startknopf der Anlage und jetzt wird Buch am Irchel mit Strom aus Hackschnitzeln beliefert. Sein «Lebensprojekt» ist beendet. Wird ihm jetzt nicht langweilig? «Keine Sorge, ich arbeite mit regionalen Partnern schon an der nächsten Idee, denn die Energiewende ist ein Generationenprojekt. Beherztes Anpacken bringt uns voran – nur darüber reden nicht.»

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