Von Smurf, Stomp und Roger Rabbit
Als sie acht Jahre alt war, begann sie Hip-Hop zu tanzen. Die Moves haben sie seither nicht mehr losgelassen. Ceyda Wagner, die im Arbeitsalltag Banklernende betreut, trägt heute für uns jenseits der Nadelstreifen die Baggy-Loose Fit-Jeans und ein Baseball-Cap und zeigt uns die coolsten Hip-Hop-Moves.
Text: Othmar Köchle / Bilder: Simon Baumann
Treffpunkt Tanzwerk beim Toni-Areal: Hier kreuzen sich die Wege von Tanzbegeisterten aus aller Welt. Anfänger, Amateure und Profis bewegen sich geschmeidig vor Spiegeln, dehnen sich, üben Choreografien ein – diskutieren, meditieren, ausprobieren. Vor uns steht Ceyda: Eben noch für den Bankenalltag gestylt, hat sie sich jetzt umgezogen. Sneakers, Baggy-Pants, Baseball-Cap, wir wähnen uns fast schon in New York. Ceyda ist eine Bühnenperformerin, das merken wir sofort. Ihre Bewegungen und Posen sind selbstbewusst, sie spielt mit der Kamera, die Moves sind über Jahre einstudiert, mit Leichtigkeit und einem Lächeln im Gesicht jederzeit abrufbar.
Von Kindesbeinen an vom Tanzen fasziniert
Mit acht Jahren wollte sie ins klassische Ballet. Dafür war sie damals aber zu jung, stattdessen machte sie einen Hip-Hop-Kurs. Schnell entwickelte sie eine grosse Leidenschaft für diesen urbanen Tanzstil, der in den 70er Jahren an der amerikanischen Ostküste entstanden ist. Bereits ein Jahr später meldete sie sich zur Audition für die Showgruppe in Uster, wo sie mit Gleichaltrigen um den Schweizer Meistertitel tanzte, den sie in den folgenden Jahren tatsächlich auch gewann. Mit wöchentlichen intensiven Trainings, bei denen komplexe Choreografien einstudiert und perfektioniert werden, verbringt sie viele Stunden vor der Spiegelwand, bei Smurf, Stomp und Roger Rabbit – und Dutzenden von anderen Moves, die sie draufhat. Zirka sieben Jahre tanzte sie in der Showgruppe in Uster mit. Danach wechselte sie nach Zürich an die ASD (American School of Dance), wo sie nach einer anspruchsvollen Audition aufgenommen wurde. Hier tanzt sie unter amerikanischen Profi-Choreografen, trainiert für Auftritte auf Showbühnen und stand auch schon für das Schweizer Fernsehen SRF im Scheinwerferlicht.
Mit der Gruppe trainiert sie jeden Sonntag normalerweise etwa drei Stunden. Wenn eine Show ansteht, werden aber gern noch ein paar Stunden angehängt. Aktuell zum Beispiel trainiert die Gruppe intensiv für einen Auftritt bei Rap City Zürich, das grösste Schweizer Indoor Hip-Hop-Festival, das am 18. November im Hallenstadion mit Stars aus Übersee und aus der Schweiz über die Bühne geht.
Neue Rolle als Kursleiterin mit eigener Gruppe
Mittlerweile steht Ceyda jeweils am Montag und Mittwoch in Fehraltdorf und Hombrechtikon als Kursleiterin mit jungen, aber auch schon erwachsenen Nachwuchstänzerinnen vor der Gruppe und übt mit ihnen eigene Choreografien ein, kürzlich für einen Auftritt in Hombrechtikon. So kann sie ihre Erfahrung und ihr Wissen weitergeben. Ganz generell kann sie sich vorstellen, das in Zukunft zu intensivieren und vermehrt als Trainerin eigene Choreografien einzustudieren.
Professionelle Karriere?
Angesichts des grossen Aufwands ist die Frage naheliegend, ob sie nicht mit einer professionellen Karriere liebäugelt. «Klar, ich würde gern vermehrt noch mit renommierten Künstlern auch im Ausland zusammenarbeiten», sagt die 27-Jährige. Dies birgt jedoch auch Risiken, insbesondere die Gefahr von Verletzungen, die sie daran hindern könnten, ihren Job auszuüben. «Deshalb bin ich mit meinem Beruf bei der ZKB und meinem Engagement als Tänzerin und Tanzlehrerin als Ausgleich sehr zufrieden.»