Sehnsuchtsort Schottland
Die beiden haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens, davon wurden wir eben Zeuge, lieben sie die Musik, insbesondere den speziellen Sound der schottischen Marschmusik. Zum zweiten sind beide bei der Zürcher Kantonalbank in der Logistik im Bereich Real Estate tätig. Von ihrem gemeinsamen Hobby wissen sie aber noch gar nicht so lange.
Als Kind schon in den 70er Jahren war Roger Speckert fasziniert, als er am TV erstmals die Royal Scots Dragoon Guards sah. Er sah aber damals keine Möglichkeit, das Dudelsackspiel zu erlernen. Es dauerte bis 2010, als er den Entschluss fasste und Unterricht nahm. Zuerst zirka ein Jahr mit einer Übungsflöte, dem «practice chanter», auf der die Fingertechnik erlernt wird. Dann effektiv auf dem Dudelsack, der noch einmal ganz neue Techniken verlangt. Schon bald wollte er mehr, fand zuerst eine Pipe-Band in Wald, dann in Zürich. Er bildete sich weiter und schon 2015 gab er Solokonzerte an Hochzeiten, Beerdigungen oder anderen Anlässen. Im Hinterkopf hatte er aber bereits die Idee etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Er wollte Musik und Charity verbinden. Seit drei Jahren tritt er unter dem Namen Argoviapiper regelmässig auf. Die Erlöse gehen fast vollumfänglich an die Stiftung Mutperlen, die krebskranke Jugendliche unterstützt. Einer der Höhepunkte war, als er am Match for Africa zwischen Roger Federer und Andy Murray im vollen Hallenstadion den Schotten mit der Pipeband begrüsste. Aber auch die Auftritte an der World Expo in Dubai 2022 gehören zu den Höhepunkten.
Ein Musikerkollege drängte ihn vor einiger Zeit dann, doch bei den Swiss Highlanders mitzuspielen. Eine Band, in der seit 2008 die besten Pipers und Drummers der Schweiz und aus Süddeutschland zusammenkommen, um an weltweiten Festivals, wie dem Tattoo in Basel – und als Höhepunkt 2009 auch am Royal Edinburgh Military Tattoo – aufzutreten. Vor einem Jahr fühlte er sich bereit, bewarb sich bei den Swiss Highlanders, durchlief die strenge Eignungsprüfung und ist seither bei der prestigereichsten Schweizer Formation dabei und wird dieser Tage am Tattoo in Basel mitspielen.
Bei den Swiss Highlanders traf er auf seinen ZKB-Arbeitskollegen Meinrad Kaiser. Der Süddeutsche, der aus dem schönen Städtchen Laufenburg am Rhein stammt. Schon als Junge kam er durch seine Familie in der Bretagne mit der keltischen Musik in Kontakt, die ihn nicht mehr losliess. Irland, Schottland, aber auch Nordspanien die Isle of Man und die Bretonen sind durch die keltische Vergangenheit kulturell eng verwandt. So begann Meinrad Kaiser mit Freunden Irish Folk zu spielen, bevor er sich 2007 einer Basler Piperband anschloss und dort als Tenordrummer einstieg. Erfolgreich. Mit den Pipes and Drums of Basel wurde er fünf Mal Schweizer Meister und nahm an den Weltmeisterschaften in Glasgow teil, wo die besten Bands der Welt auflaufen. Meinrad Kaiser gehört auch mit zu den Gründungsmitgliedern der Swiss Highlanders, eine Band, die anfangs nur ein Projekt war, um einmal am Tattoo in Edinburgh teilzunehmen. Der Spirit der Gruppe war aber so gut, dass viele andere Auftritte auf der ganzen Welt folgten. «In Irland und Schottland ticken die Uhren einfach etwas anders», sagt er im schönsten schwäbischen Dialekt. Mit Kollegen entdeckt er seit Jahren im Urlaub immer zwei neue irische Countys.