Pensions­kassen­studie 2024 – die wichtigsten Ergebnisse

Die Pensionskassen sind wieder solide aufgestellt. Dennoch zeigt die neueste Schweizer Pensionskassenstudie von Swisscanto, dass die Kassen in puncto Leistungserhöhungen zurückhaltend sind.

Text: Melanie Gerteis / Bilder: Mathieu Gilliand

Heini Dändliker
Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Leiter Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank (Bild: Christian Grund)

Was dies für die Aktivversicherten und die Rentenbezügerinnen und -bezüger bedeutet, ordnen die Studienverantwortlichen Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Leiter Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank, sowie Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, ein.

Herr Dändliker, welches sind die wichtigsten Erkenntnisse auf der Leistungsseite?

Heini Dändliker: Die Schweizer Pensionskassen sind solide aufgestellt. Die Umverteilung von den Aktivversicherten zu den Rentenbezügern scheint ein Ende zu finden und auch der langjährige Leistungsabbau gestoppt. Die finanzielle Situation der Pensionskassen würde grundsätzlich Leistungsverbesserungen ermöglichen. Doch die Kassen dosieren diese.

Weshalb?

Heini Dändliker: Das langjährige Tiefzinsumfeld gepaart mit volatilen Finanzmärkten hat offensichtlich zu einem Umdenken geführt. In einem unsicheren Umfeld ist Flexibilität das höchste Gut. Die Kassen möchten nicht durch eine Erhöhung der Umwandlungssätze auf Jahrzehnte hinaus höhere Altersrenten garantieren müssen. Stattdessen suchen sie nach Möglichkeiten, um flexibel auf die Märkte zu reagieren. Leistungsverbesserungen werden einmalig ausgerichtet. Alles deutet darauf hin, dass sich die Kassen immer weniger zu langfristigen Leistungsversprechen verpflichten möchten.

Wie zeigt sich dies?

Heini Dändliker: Ein Indiz für diesen Wandel sind flexible Rentenmodelle, die einzelne Kassen eingeführt haben. Sie ermöglichen es, die Performance sowohl in erfolgreichen als auch in anspruchsvollen Börsenjahren an die Rentenbezügerinnen und -bezüger weiterzugeben. Dabei ist nur ein Teil der Rente garantiert – der andere Teil ist von der Performance abhängig. Derselbe Effekt ist bei der Verzinsung der Alterssparguthaben sowie bei Einmalzahlungen an die Rentnerinnen und Rentner zu beobachten. So können Leistungen an die Börsenentwicklung angepasst werden, ohne sich langfristig verpflichten zu müssen.

Dies hat unmittelbare Konsequenzen für die Versicherten.

Heini Dändliker: Das ist so. Werden weniger Leistungen garantiert, sind diese verstärkt von der Entwicklung der Finanzmärkte und von der erwirtschafteten Performance der Pensionskassen abhängig. Die Versicherten sind den Marktchancen, aber eben auch den Anlagerisiken vermehrt ausgesetzt und tragen diese verstärkt mit.

Wie haben die Pensionskassen 2023 abgeschnitten, Herr Deplazes?

Iwan Deplazes: Im Durchschnitt erzielten sie eine Nettorendite von 5,1 Prozent. 2023 waren die Renditeunterschiede deutlich geringer als im miserablen Börsenjahr 2022. Die durchschnittliche Rendite der besten zehn Prozent der Kassen lag 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten zehn Prozent der Kassen 2,3 Prozent erreichten. Es stellt sich so dar: Die Anlagerendite ist sozusagen die wichtigste Beitragszahlerin in der 2. Säule. Seit 2004 haben die Märkte kumuliert 38 Prozent zum Vermögen der beruflichen Vorsorge beigetragen.

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank (Bild: Mathieu Gilliand)

Über die Schweizer Pensionskassenstudie

Die Schweizer Pensionskassenstudie von Swisscanto ist die umfassendste Studie zum Zustand der Schweizer Pensionskassen. An der Schweizer Pensionskassenstudie 2024, der 24. Ausgabe in dieser Reihe, nahmen 483 Vorsorgeeinrichtungen teil. Das erfasste Vermögen der Umfrageteil­nehmenden beläuft sich auf 770 Milliarden Franken. Gesamthaft sind damit knapp 4,1 Millionen Versicherte repräsentiert.

Welche Strategien waren erfolgsversprechend?

Iwan Deplazes: Mit Blick auf die Performance kristallisieren sich bei der Asset Allocation vor allem zwei Erfolgsfaktoren heraus: Die Top-Performer halten durchs Band einen höheren Anteil an ausländischen Aktien. Zudem haben Pensionskassen mit hohen Anteilen an illiquiden Anlagen besser abgeschnitten. Dazu gehören zum Beispiel Immobilien, alternative Anlagen oder Infrastruktur-Investitionen.

Dies sind eher kostenintensive Produkte.

Iwan Deplazes: Stimmt. Illiquide Anlagen haben zwar höhere Vermögensverwaltungskosten, aber dies zahlt sich unter dem Strich für die Versicherten aus. Das beweist ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre: Seit 2019 haben die Top-Performer im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 5,4 Prozent erzielt. Die Low-Performer kamen auf 2,1 Prozent. Das bedeutet pro Jahr eine Differenz von 3,3 Prozentpunkten, kumuliert fast 17 Prozentpunkte. Dabei zeigt sich eine Korrelation zu den Vermögensverwaltungskosten: Bei den Top-Performern liegen diese fünf Basispunkte über jenen der Low-Performer. Eine höhere Performance hat also ihren Preis.

Wie haben die Versicherten davon profitiert?

Iwan Deplazes: In vielfacher Hinsicht. Die Top-Performer weisen per Ende 2023 wieder einen hohen Deckungsgrad aus und haben ihre Wertschwankungsreserven weitgehend gebildet. So konnten sie die gute Performance an die Aktivversicherten weitergeben und mit 3,7 Prozent deutlich über dem BVG-Mindestzins verzinsen. Den schlechtesten zehn Prozent der Kassen war dies aufgrund fehlender Reserven nicht möglich. Sie verzinsten die Altersguthaben lediglich mit 2,0 Prozent. Der Durchschnitt über alle Kassen hinweg betrug 2,44 Prozent.

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(Video: Mathieu Gilliand)