Was dies für die Aktivversicherten und die Rentenbezügerinnen und -bezüger bedeutet, ordnen die Studienverantwortlichen Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Leiter Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank, sowie Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, ein.
Herr Dändliker, welches sind die wichtigsten Erkenntnisse auf der Leistungsseite?
Heini Dändliker: Die Schweizer Pensionskassen sind solide aufgestellt. Die Umverteilung von den Aktivversicherten zu den Rentenbezügern scheint ein Ende zu finden und auch der langjährige Leistungsabbau gestoppt. Die finanzielle Situation der Pensionskassen würde grundsätzlich Leistungsverbesserungen ermöglichen. Doch die Kassen dosieren diese.
Weshalb?
Heini Dändliker: Das langjährige Tiefzinsumfeld gepaart mit volatilen Finanzmärkten hat offensichtlich zu einem Umdenken geführt. In einem unsicheren Umfeld ist Flexibilität das höchste Gut. Die Kassen möchten nicht durch eine Erhöhung der Umwandlungssätze auf Jahrzehnte hinaus höhere Altersrenten garantieren müssen. Stattdessen suchen sie nach Möglichkeiten, um flexibel auf die Märkte zu reagieren. Leistungsverbesserungen werden einmalig ausgerichtet. Alles deutet darauf hin, dass sich die Kassen immer weniger zu langfristigen Leistungsversprechen verpflichten möchten.
Wie zeigt sich dies?
Heini Dändliker: Ein Indiz für diesen Wandel sind flexible Rentenmodelle, die einzelne Kassen eingeführt haben. Sie ermöglichen es, die Performance sowohl in erfolgreichen als auch in anspruchsvollen Börsenjahren an die Rentenbezügerinnen und -bezüger weiterzugeben. Dabei ist nur ein Teil der Rente garantiert – der andere Teil ist von der Performance abhängig. Derselbe Effekt ist bei der Verzinsung der Alterssparguthaben sowie bei Einmalzahlungen an die Rentnerinnen und Rentner zu beobachten. So können Leistungen an die Börsenentwicklung angepasst werden, ohne sich langfristig verpflichten zu müssen.
Dies hat unmittelbare Konsequenzen für die Versicherten.
Heini Dändliker: Das ist so. Werden weniger Leistungen garantiert, sind diese verstärkt von der Entwicklung der Finanzmärkte und von der erwirtschafteten Performance der Pensionskassen abhängig. Die Versicherten sind den Marktchancen, aber eben auch den Anlagerisiken vermehrt ausgesetzt und tragen diese verstärkt mit.
Wie haben die Pensionskassen 2023 abgeschnitten, Herr Deplazes?
Iwan Deplazes: Im Durchschnitt erzielten sie eine Nettorendite von 5,1 Prozent. 2023 waren die Renditeunterschiede deutlich geringer als im miserablen Börsenjahr 2022. Die durchschnittliche Rendite der besten zehn Prozent der Kassen lag 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten zehn Prozent der Kassen 2,3 Prozent erreichten. Es stellt sich so dar: Die Anlagerendite ist sozusagen die wichtigste Beitragszahlerin in der 2. Säule. Seit 2004 haben die Märkte kumuliert 38 Prozent zum Vermögen der beruflichen Vorsorge beigetragen.