Seit 100 Jahren engagiert für die «Fünfte Schweiz»

Seit rund 100 Jahren unterstützt die Zürcher Kantonalbank Schweizerinnen und Schweizer, die einen Neustart im Ausland wagen. Wir schauen zurück auf die ereignisreiche Schweizer Auswanderungsgeschichte und zeigen auf, worauf man beim Wegzug aus der Schweiz achten sollte.

Text: Matthias Wiesmann, Cécile Jungi, Adrian Vonlanthen

Empfang des Schweizerischen Turnvereins Los Angeles in Zürich-Kloten, 1958. Die sportliche Auslandschweizer-Truppe trat anschliessend am Eidg. Schützenfest, Eidg. Jodlerfest und am Eidg. Schwingfest auf.
Empfang des Schweizerischen Turnvereins Los Angeles in Zürich-Kloten, 1958. Die sportliche Auslandschweizer-Truppe trat anschliessend am Eidg. Schützenfest, Eidg. Jodlerfest und am Eidg. Schwingfest auf. (Bild: Keystone/Photopress-Archiv)

Am 100. Auslandschweizer-Kongress Mitte Juli in Luzern nahmen einmal mehr Schweizerinnen und Schweizer aus dem In- und Ausland teil. Rege wurde die Gelegenheit für den Erfahrungsaustausch mit anderen Auswanderinnen und Auswanderern genutzt. Am Anlass, an dem auch die Zürcher Kantonalbank vertreten war, konnte sich ebenso über die neuesten Entwicklungen in der Schweiz informiert werden, zumal auch Persönlichkeiten aus der Schweizer Wirtschaft und Politik mit vor Ort waren.

Und es tagte im Rahmen des Anlasses der Auslandschweizerrat; die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, an mehreren Referaten zum Kongressthema «Gemeinsam über Grenzen hinweg» teilzunehmen. So erhielten die Anwesenden im Rahmen des Jubiläums einen Einblick in die bewegte Schweizer Auswanderungsgeschichte.

Auszugsweise verlief sie wie folgt: Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Schweiz ein Auswanderungsland. Es war dann die Neue Helvetische Gesellschaft (NHG), die mit dem aufkommenden Bedürfnis nach Stärkung des Nationalgefühls Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer darin unterstützte, die heimatliche Kultur auch im Ausland zu erhalten und zu pflegen. Es half, dass dafür 1916 die Auslandschweizer-Organisation (ASO) ins Leben gerufen und 1919 ein ständiges Sekretariat (ASS) in Genf eingerichtet wurde. So rückten Auswanderinnen und Auswanderer, die neben den vier Landesteilen die «Fünfte Schweiz» repräsentieren, auch bei den Einheimischen stärker in den Fokus. Die Zürcher Kantonalbank unterstützte die ASO auf Veranlassung des Bankpräsidiums regelmässig mit Beiträgen.

Kriegsflucht zurück in die Schweiz

Der Zweite Weltkrieg: Viele Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mussten aus osteuropäischen Gebieten in die Schweiz flüchten – dies sehr plötzlich. Mittellos kamen sie im Lande an. Bund, Kantone und Gemeinden stellten allein in den ersten sechs Nachkriegsjahren 160 Millionen Franken im Sinne einer Überbrückungshilfe zur Verfügung.

Auch bei der ZKB machten sich diese Kriegsschicksale bemerkbar. Da ist zum Beispiel jene Auslandschweizerin, die aus dem ostdeutschen Dresden in die Heimat flüchtete. Weil sie als ausgebildete Schauspielerin auf ihrem angestammten Beruf keine Arbeit fand, trat sie 1948 in die ZKB ein und arbeitete dort schliesslich in der Abteilung Finanzstudien.

Neben der ASO kamen in dieser Zeit neue Akteure ins Spiel, welche Auswanderinnen und Auswanderer unterstützten und ebenfalls Spenden von der ZKB erhielten, beispielsweise die «Stiftung Schweizerhilfe für Auslandschweizerkinder», die «Vereinigung heimgekehrter Auslandschweizer» und die «Genossenschaft Solidaritätsfonds der Auslandschweizer», die heute unter dem Namen Soliswiss bekannt ist.

So wie der Bund mit verschiedenen Massnahmen den Zusammenhalt zwischen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern und der Eidgenossenschaft verstärkte, setzte sich auch die ZKB dafür ein, die Erinnerung an die Heimat hochzuhalten: 1951 liess sie allen Auslandschweizerkundinnen und -kunden das Erinnerungsbuch zur 600-Jahr-Feier des Kantons Zürich zukommen.

Politische Rechte und wachsendes Selbstbewusstsein

In der Hochkonjunktur der 1960er-Jahre erfolgte eine weitere Gründungswelle von Schweizerschulen, dies insbesondere in Südamerika. Auch jene Entwicklung unterstütze die ZKB mit Spenden an das «Hilfskomitee für Auslandschweizerschulen». Ab 1977 durften Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer auf nationaler Ebene dann abstimmen, sie mussten dafür allerdings in die Schweiz reisen. Es war ein grosser Fortschritt und mit Erleichterung verbunden, als es ab dem Jahr 1992 möglich war, sich brieflich an nationalen Abstimmungen und Wahlen zu beteiligen.

Das wachsende Selbstbewusstsein der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, doch auch ihre politisch und wirtschaftlich als wichtig erachtete Präsenz im Ausland, widerspiegelt sich in einer 1989 gekauften Parzelle als Ort der eigenen Manifestation. Der 1991 eingeweihte «Platz der Auslandschweizer» bildet den Abschluss des «Wegs der Schweiz», einer Wanderung zurück zu den geschichtlichen Wurzeln der Schweiz. Der Platz liegt auf einer aufgeschütteten Halbinsel in Brunnen, unmittelbar gegenüber dem Rütli – mit Blick auf die Alpen. Die Zürcher Kantonalbank beteiligte sich am Kauf des Platzes.

Die Auslandschweizer-Organisation der Neuen Helvetischen Gesellschaft ermöglichte diesen jungen Frauen 1959 Heimatferien in der Schweiz. Hier besprechen sie vor dem Auslandschweizerheim in Dürrenäsch (AG) mögliche Ausflüge.
Die Auslandschweizer-Organisation der Neuen Helvetischen Gesellschaft ermöglichte diesen jungen Frauen 1959 Heimatferien in der Schweiz. Hier besprechen sie vor dem Auslandschweizerheim in Dürrenäsch (AG) mögliche Ausflüge. (Bild: Keystone/Photopress-Archiv/Haefliger)

Die Gemeinschaft wächst

Ein Sprung in die Gegenwart: Ende 2023 zählte das Bundesamt für Statistik über 800'000 Schweizer Staatsangehörige im Ausland – Tendenz steigend. Das Wachstum der Auslandschweizergemeinschaft geht unter anderem mit stärkeren Bedürfnissen nach internationalen Bankdienstleistungen einher; Sicherheit ist gefragt.

2022 hat die Zürcher Kantonalbank ihr Engagement für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer insofern intensiviert, als sie unter anderem den Mindestbetrag für eine Kontoeröffnung abschaffte, welcher bis dahin für die Aufnahme einer Geschäftsbeziehung galt. Mittlerweile betreut ein spezialisiertes ZKB-Team über 5'700 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer weltweit, vor allem unterstützt sie diese bereits bei der Vorbereitung auf ein Leben ausserhalb der Schweiz. Darüber hinaus pflegt die ZKB Partnerschaften mit Organisationen, die das Interesse der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer vertreten, und fördert den gegenseitigen Austausch.

Was ist vor dem Auswandern zu beachten?

Die Ratschläge lauten: Wer erfolgreich und möglichst reibungslos auswandern möchte, sollte sich früh mit der Vorbereitung auf das Leben im Ausland beschäftigen. Dazu gehört etwa, das Startkapital zu berechnen und einen Finanzplan zu erstellen.

Zudem sind Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer häufig darauf angewiesen, nach dem Domizilwechsel ins Ausland eine Bankverbindung in der Schweiz aufrechtzuerhalten; dies kann zum Beispiel für die Hypothek oder die Auszahlung der Pensionskassengelder erforderlich sein.

Auch im Bereich Vorsorge und Steuern ist es ratsam, frühzeitige Abklärungen zu treffen. Denn diese können je nach Auswanderungsland stark variieren.

Mit dem Domizilwechsel ins Ausland entfällt fast immer die hierzulande geltende gesetzliche Verpflichtung zur Kranken- und Unfallversicherung. Auswanderinnen und Auswanderer sollten sich deshalb frühzeitig bei Schweizer oder internationalen Krankenversicherern über ihre Optionen erkundigen und in Erfahrung bringen, wie das Gesundheitssystem im neuen Wohnland aufgebaut ist.

Im Blog-Beitrag «Auswandern: So gelingt der Neuanfang im Ausland» sind weitere Punkte aufgeführt, die beim Auswandern zu beachten sind. Die Zürcher Kantonalbank hat zudem eine Checkliste (PDF, 194 KB) erstellt, in der Auswanderinnen und Auswanderer weitere Tipps für die Vorbereitung auf ein Leben ausserhalb der Schweiz finden. Wo auch immer es jemanden hinverschlägt: So oder so bleiben wir für alle die nahe Bank.

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