Der wertvollste Asset
Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank, schreibt in seiner Kolumne rund ums Thema Geld und Anlegen.
Text: Christoph Schenk / Porträtillustration: Florian Bayer | aus dem Magazin «ZH»1/2023
Mit der CS verschwindet eine Ikone der Schweizer Banken von der Landkarte. Die Übernahme durch die UBS soll grösseren volkswirtschaftlichen Schaden verhindern. Trotz der verordneten Rettung handelt es sich um ein veritables Erdbeben auf dem Schweizer Finanzplatz, einen unrühmlichen und schmerzlichen Teil Schweizer Wirtschaftsgeschichte, bei dem es viele Verlierer gibt.
Jede unternehmerische Tätigkeit birgt Risiken. Gäbe es risikolose Gewinne, würde niemand Risiken eingehen. Die Übernahme der CS steht am Ende einer Ursachenkette, deren zahlreiche Glieder aus verblasster Glorie, Fehlentwicklungen, Falscheinschätzungen und letztlich der Realitätswahrnehmung von Kunden und Investoren bestehen.
Doch fernab von Fehlersuche oder Schuldzuweisung rückt die Bedeutung von Vertrauen ins Zentrum. Obschon die bisher zweitgrösste Schweizer Bank sehr gut kapitalisiert war, verloren Kundinnen und Kunden nicht nur wegen der jüngsten Milliardenverluste ihr Vertrauen in sie und zogen in einem «Bank Run» Vermögenswerte in einem solchen Umfang ab, dass die CS ins Wanken geriet. Verlorenes Vertrauen gab den Ausschlag.
Ob privat oder geschäftlich: Vertrauen ist in jeder Beziehung das wertvollste Gut. Mit ihm lassen sich auch Krisen meistern. Wird es jedoch zu arg strapaziert, ist das Ende der Geduld nicht weit. Wer glaubt, dass Vertrauen in Stein gemeisselt ist, liegt falsch. Man muss es sich immer wieder aufs Neue erarbeiten.