Geteilte Leidenschaft
Bewegung, Kultur oder soziales Engagement: Fünf Vereine aus dem Kanton Zürich zeigen, was ihnen am Herzen liegt.
Text: Rahel Perrot / Bilder: Ursula Sprecher und Andi Cortellini | aus dem Magazin «ZH» 3/2024
Lange Tradition am Adlisberg
Seit über 100 Jahren fördert der Eislauf-Club Zürich (ECZ) auf der Kunsteisbahn Dolder Eiskunstlauf, den Eistanz und das Synchronized Skating. Sein berühmtestes Aushängeschild ist Denise Biellmann, die Weltmeisterin von 1981 und Namensgeberin der Biellmann-Pirouette. Beim ECZ steht dabei aber nicht nur die Leistung im Vordergrund: «Wir legen grossen Wert darauf, dass sich unsere Läuferinnen und Läufer auf und neben dem Eis wohlfühlen», sagt Caroline Kaufmann, Präsidentin der Sektion Kunstlauf des Vereins. «Uns ist wichtig, dass sie nicht nur sportliche Erfolge feiern, sondern auch Freundschaften fürs Leben schliessen.» Besonders stolz ist der Verein auf seine lange Tradition und seine Events, wie das Schaulaufen, bei dem alle gemeinsam mit dem Publikum ihre Freude am Sport feiern.
Spielwiese für Spraydosen-Kunst
Es begann alles 2015 mit dem Verkauf von Spraydosen. Aus dem «Kellerprojekt» ist mittlerweile das innovative Kreativzentrum Dosendealer geworden. «Wir möchten positive Berührungspunkte mit der Spraykunst schaffen», sagt Yassin Manuel Tair, Präsident des Trägervereins Farben für Zürich. Nach bisher nur temporären Lösungen eröffnet der Verein an Ostern 2025 nun seine unbefristete Bleibe auf dem Areal der ehemaligen Kläranlage ARA Glatt. Dem Vorstand rund um Tair, Till Boller und Andreas Forrer ist es wichtig, dass die Infrastruktur gezielt für Sprayerinnen und Sprayer ausgelegt ist. «Wir stellen kostenlose Übungsflächen zur Verfügung, die das Experimentieren ermöglichen – für Anfänger genauso wie für Profis», so Tair. Es gibt Hebebühnen, Waschstationen, einen Kunstzubehörladen und ein Café. Der Verein bietet zudem auch Workshops für Schulklassen und Firmen an.
Für Tier und Umwelt
Gegründet wurde der Ornithologische Verein Hombrechtikon vor über 100 Jahren mit dem Ziel, die Geflügel- und Kaninchenzucht zu fördern sowie die frei lebenden Singvögel zu erhalten. Auch heute noch betreiben einige Mitglieder Kleintierzucht, der Bereich Naturschutz nimmt aber mittlerweile einen Grossteil der Vereinstätigkeit ein. «Wir führen Vogelexkursionen durch, machen Riedpflege und zeigen Schulklassen die heimische Fauna», sagt Wilfried Ackermann, Leiter Naturschutz. Der Verein dokumentiert zudem seit 40 Jahren detailliert die Vogelbestände und macht sich dafür neu auch KI zunutze. «Unsere Mitglieder verbringen aber noch immer viel Zeit draussen, wie beispielsweise bei der Instandsetzung der 800 Nistkästen.» Das Wissen über und die Begeisterung für den Naturschutz weitergeben, das bezweckt auch der rege genutzte monatliche «Höck», der auch Nichtmitgliedern offensteht und jeweils ein spezifisches Thema in Form eines Referats beleuchtet.
Bedingungslose Hilfe
Amine Diare Conde floh mit 16 Jahren aus Guinea nach Europa. Heute lebt der 26-Jährige in Zürich und steht vor seinem Abschluss als Hochbauzeichner. Während der Corona-Pandemie gründete er den Verein «Essen für alle». Dieser verteilt seitdem jeden Samstag gespendete und gekaufte Grundnahrungsmittel sowie Hygieneartikel an mehreren Standorten in der Schweiz. Knapp 9’000 bedürftige Menschen, darunter allein 1’500 Familien in Zürich, nehmen diese Unterstützung in Anspruch. «Wir wollen niederschwellig helfen, ohne dass jemand erklären muss, warum er oder sie hier ist», erklärt Conde. Die Arbeit des Vereins wird durch Freiwillige, Partnerorganisationen und Spenderinnen und Spender ermöglicht. «Solidarität ist heute wichtiger denn je», sagt Conde. «Nicht nur monetär, sondern auch durch Zeit und Engagement.»
Faszinosum mechanische Musikinstrumente
«Mein Vater wollte einen Ort schaffen, an dem die Menschen staunen und Freude erleben können», sagt Patrik Bertschinger, Präsident des Fördervereins des Klangmaschinenmuseums Dürnten (KMM) im Zürcher Oberland. Der Verein wurde 2015 gegründet, um die umfangreiche Sammlung mechanischer Musik- und Puppenautomaten des mittlerweile verstorbenen Urs Bertschinger zu erhalten und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. «Die über 250 Exponate lassen die Besucherinnen und Besucher in vergangene Epochen eintauchen», sagt Katrin Liscioch, Leiterin Kultur und Ausstellung des KMM. So gibt es von Zylindermusikdosen über Flötenschränke und Puppenautomaten bis hin zu selbstspielenden Klavieren, Orchestrien und Phonographen alles zu sehen. Äusserst imposant muten die Jahrmarkt- und Konzertorgeln im grossen Orgelsaal an. Schülerinnen und Schüler können zudem eine Charlie-Chaplin-Stummfilmsequenz live vertonen.