Kunst, die bewegt

In einem dreistöckigen Stadthaus unweit des Kunsthauses Zürich befindet sich die Galerie Mai 36. Deren Gründer Victor Gisler sucht seit über 30 Jahren nach Kunst, die etwas Einzigartiges in sich trägt und zu berühren vermag.

Text: Rahel Perrot / Bilder: Stéphanie Gygax | aus dem Magazin «ZH» 1/2023

Henri und Victor Gisler, Galerie Mai 36
(Werk: Necronom / Alien III, 2005, HR Giger)

Mai 36 präsentiert und fördert die Arbeit von aufstrebenden sowie etablierten nationalen und internationalen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Im Bilderlager werden Arbeiten zur Abholung bereitgestellt. Nebst dem Team in Zürich betreut eine Mitarbeiterin in Taiwan den asiatischen Markt. «In Ländern wie Korea oder Indonesien entdeckt derzeit eine junge Generation die westliche Kunst als Wertanlage», sagt Victor Gisler.

Bilderlager Galerie Mai 36

Nebst Ausstellungen und Publikationen gehört auch die Präsenz auf Kunstmessen wie der Art Basel in Basel, Hongkong, Paris und Miami oder der ARCO Madrid dazu. «Trotz neuer Medien ist und bleibt Kunst ein ‹people-to-people business›», betont Victor Gisler, der persönliche Kontakt sei unersetzlich. Obwohl sich die Kunstbranche durch die Digitalisierung stark verändere, hätten Messen nicht an Bedeutung verloren.

Detail aus der Galerie Mai 36

Eine Ausstellung dauert sechs Wochen. «Wir konzipieren sie so, dass die einen Künstler kommerziell die anderen tragen», erklärt Victor Gisler. Immer gehe es darum, Kunst zu präsentieren, die etwas in einem auslöst und zum Nachdenken anregt. «Das Medium spielt dabei keine Rolle. Fotografien, Skulpturen oder Gemälde – Hauptsache ‹outstanding›».

Henri und Victor Gisler, Galerie Mai 36
(Werk: Useful Hand, 2022, Hiroki Tsukuda)

Mit Sohn Henri steht eine künftige Nachfolge bereit. «Er bringt die Sicht der jungen Generation in die Galerie», sagt Victor Gisler. So konzipierte Henri kürzlich eine Ausstellung unter anderem mit Werken von HR Giger, dem Erschaffer der Alien-Figuren der gleichnamigen Hollywood-Filme. Die Grenzen zwischen Film, Design und Kunst würden heute als durchlässiger verstanden, so Victor Gisler.

Publikum in der Galerie Mai 36
(Werke: Useful Hand, 2022, Hiroki Tsukuda (links); Iker, 2023, Berenice Olmedo (rechts))

«Mir ist wichtig, dass die Menschen keine Angst vor einem Galeriebesuch haben. Dies ist nicht nur ein Ort für Besser­ver­dienende», merkt Victor Gisler an. Der Blick sei durch das viele Geld im Markt verzerrt. Gisler stammt aus einer Wirtefamilie und hat sich die Kunstwelt selbst erschlossen.

Büro Galerie Mai 36

Serie «Volkswirtschaft»

Vom traditionellen Handwerksbetrieb bis zum hochtechnologisierten Start-up - die Zürcher Wirtschaft ist sehr vielfältig. 

In der Serie «Volkswirtschaft» stellen wir ausgewählte Branchen und ihre Vertreterinnen und Vertreter vor. In bildstarken Reportagen gewähren sie spannende Einblick in ihr Tun. 

Zahlen und Fakten

Branche

Allein in der Stadt Zürich gibt es rund 80 professionell betriebene Galerien und Kunsthandlungen. Die Branche wird seit 2015 vom Dachverband Kunstmarkt Schweiz, VKMS, vertreten. Dies ist ein Zusammenschluss der Schweizer Antiquare, Kunsthändler, Galerien und Auktionatoren von Kunst und Kulturgut.

Globaler Markt

Kunst wird international gehandelt. Der Schweizer Kunstmarkt exportiert in die ganze Welt. Hauptmärkte sind Europa, die USA und Asien.

Umsatz

Gemäss Art Market Report 2022 liegt die Schweiz mit 2 % Marktanteil zusammen mit Deutschland auf Platz 5 des weltweiten Umsatzvolumens. Auf Platz 1 liegen die USA (43 %), gefolgt von China (20 %) und UK (17 %).

Kategorien

ZH