Die Schule der Bäume
Auf einer Fläche von fast 130 Fussballfeldern wachsen bei der Hauenstein AG in Rafz mehr als 4’500 verschiedene Pflanzenarten heran – von der Alpenrose bis zur Zaubernuss. Die Mitarbeitenden setzen dabei Wasser und Dünger so sparsam wie möglich ein.
Text: Patrick Steinemann / Bilder: Severin Jakob | aus dem Magazin «ZH» 2/2024
Bei Hauenstein wachsen die Stauden und Gehölze im Boden, in Töpfen und seit einiger Zeit auch in sogenannten Air-Pots. Diese fördern die natürliche Wurzelbildung, ermöglichen eine sparsame Tröpfchenbewässerung und sorgen für eine ganzjährige Verfügbarkeit auch ausserhalb der Pflanzsaison vom Herbst bis zum Frühjahr.
Bei der Aussaat von mehreren Hunderttausend Pflanzen pro Jahr ist viel Handarbeit gefragt.
Die Lieferungen für die Kunden werden täglich frisch zusammengestellt und mit Elektrofahrzeugen zur Versandhalle transportiert.
Die Pflanzen werden bei Hauenstein nicht mit Trinkwasser, sondern mit Rheinwasser bewässert. Eine 4,5 Kilometer lange Leitung bringt seit 1980 das Wasser von Rüdlingen in ein betriebseigenes Speicherbecken im Rafzerfeld. Von dort wird es bedarfsgerecht in die verschiedenen Abteilungen des Betriebs gepumpt.
Die kleinen und grossen Bäume müssen das ganze Jahr über gehegt und gepflegt werden. Die Mitarbeitenden haben bisweilen einen rollenden Arbeitsplatz in luftiger Höhe. Alle paar Jahre werden die nicht verkauften Bäume «verschult», sprich: verpflanzt. Ihre Wurzelballen bleiben so kompakt und ermöglichen später den Transport zu den Kundinnen und Kunden.
Grössere Bäume wie diese etwa 1,5 Tonnen schwere Platane wachsen in Rafz mehr als zehn Jahre, bevor sie mit dem sogenannten Ballenstecher ausgegraben und transportbereit gemacht werden.
Mehr als 90 Hektaren umfasst das Gelände der Hauenstein AG in Rafz (oben). Geschäftsführer Rainer Marxsen (unten) treibt das Engagement des Betriebs im Bereich Nachhaltigkeit voran. So reduziert etwa der hohe Anteil an Eigenproduktion (75 Prozent) viele lange, unnötige Transportwege. Die Freilandkulturen werden sparsam und nur nach vorheriger Bodenanalyse gedüngt.
Zahlen und Fakten
Gemäss JardinSuisse gehören in der Schweiz rund 5’000 Betriebe zur «Grünen Branche». Die Gärtnereien, Baumschulen, Landschaftsbauer, Blumenproduzenten und der gärtnerische Detailhandel beschäftigen über 25’000 Personen.
In der Grünen Branche gibt es Berufe in den Bereichen Zierpflanzen, Staudengärtnerei, Baumschule, Garten- und Landschaftsbau oder Floristik. Die entsprechenden Ausbildungen können mit einem Berufsattest oder einem eidg. Fähigkeitszeugnis abgeschlossen werden.
Im Kanton Zürich gibt es rund 25 Baumschulen und Fachgeschäfte für Staudenkulturen. Die Hauenstein AG in Rafz mit rund 90 Mitarbeitenden in der Baumschule und nochmals rund 90 Mitarbeitenden in den vier Gartencentern gehört zu den grössten Unternehmen der Branche.
Serie «Volkswirtschaft»
Vom traditionellen Handwerksbetrieb bis zum hochtechnologisierten Start-up - die Zürcher Wirtschaft ist sehr vielfältig.
In der Serie «Volkswirtschaft» stellen wir ausgewählte Branchen und ihre Vertreterinnen und Vertreter vor. In bildstarken Reportagen gewähren sie spannende Einblick in ihr Tun.