Studienergebnisse «KMU ZH Monitor 2022»: Zürcher KMU sind zuversichtlich, aber stark gefordert
Medienmitteilung vom 26. Oktober 2022
- Heute erscheint die zweite Ausgabe des «KMU ZH Monitors»: Die Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW im Auftrag der Zürcher Kantonalbank misst jährlich den Puls bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Kanton Zürich
- Im ersten Halbjahr 2022 waren die KMU mit der allgemeinen Geschäftslage zufrieden und erwarteten generell höhere Umsätze
- Sorgen bereiten vielen KMU der Mangel an qualifiziertem Personal, die Lieferengpässe bei Roh- und Halbfabrikaten sowie die Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren
Die Stimmung bei den kleinen und mittleren Unternehmen im Kanton Zürich war im ersten Halbjahr alles in allem gut. Die KMU sind mit ihrer aktuellen Geschäftsentwicklung leicht zufriedener als noch vergangenes Jahr und erwarten höhere Umsätze. Aber die Rahmenbedingungen bleiben anspruchsvoll. Das zeigt die neue Studie «KMU ZH Monitor». Im Auftrag der Zürcher Kantonalbank fühlte die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW den KMU des Kantons zum zweiten Mal nach 2021 den Puls. 364 Unternehmen mit jeweils bis maximal 250 Angestellten beteiligten sich an der wissenschaftlichen Studie (Befragungszeitraum: März bis Mai 2022).
Ein Konjunkturbarometer für Zürcher KMU
Die Studie zeigt analog einem Konjunkturbarometer die Stimmung von kleinen und mittleren Unternehmen im Kanton Zürich. Der KMU-Indikator ist der konsolidierte Wert aus der Befragung und zeigt grundsätzlich eine gute Verfassung der Betriebe.
Basis des Indikators sind sieben Schlüsselwerte. Diesen liegen jeweils vier bis sechs konkrete Fragestellungen zugrunde, zu denen sich die Unternehmen äussern können. Die aktuelle Geschäftsentwicklung betrachten sie als etwas besser als die im vergangenen Jahr. Die geschäftlichen Rahmenbedingungen werden als gut wahrgenommen. Dasselbe gilt für ihr Umfeld, das etwa gesetzliche Vorschriften (staatliche Institutionen), den Umweltschutz und die digitale Transformation umfasst.
Besonders optimistisch scheinen KMU aus der Gastronomie- und Hotellerie-Branche, wo 90 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatzwachstum rechnen, sowie die Unternehmen aus der Branche Industrie, wo 65 Prozent steigende Umsätze erwarten. In beiden Branchen mussten Firmen während der Pandemie den Betrieb herunterfahren und erwarten nun offenbar einen Nachholeffekt. Der nächste KMU Monitor wird zeigen, ob der Optimismus dieser Unternehmen angesichts steigender Strom- und Energiekosten berechtigt war.
Branchenübergreifender Personalmangel bereitet Kopfzerbrechen
Eine der grössten Herausforderungen quer durch alle Branchen ist die Suche nach qualifiziertem Personal. 52 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. «Diese Feststellung überrascht mich nicht», sagt Patrick Sulser, Leiter Corporate Finance bei der Zürcher Kantonalbank. «In Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern kommt dieses Thema häufig zur Sprache.»
Vor der Corona-Pandemie seien es vor allem Ingenieurinnen und Ingenieure oder IT-Fachleute gewesen, die gesucht wurden. Inzwischen fehle fast überall Personal – in Hotels, Restaurants sowie im Schul- und Gesundheitswesen, sagt Sulser. «Der Fachkräftemangel ist zu einem branchenübergreifenden Personalmangel angewachsen.» Dafür gebe es vielfältige und sehr unterschiedliche Gründe: «Beim Werben um IT-Fachleute war und ist die Konkurrenz durch grosse, global tätige Firmen für die KMU als Arbeitgeber besonders gross.» Aber auch der Krieg in der Ukraine mache sich bemerkbar. «Gewisse Arbeiten in osteuropäischen Ländern waren durch Ukrainerinnen und Ukrainer erbracht worden. Als diese Menschen wegblieben, wurden stattdessen Landsleute rekrutiert und deren Löhne nach oben angepasst. Für manche Arbeitskräfte lohnt es sich nicht mehr, wie in der Vergangenheit zum Arbeiten in die Schweiz zu kommen. Es ist eine Kettenreaktion.»
Viele KMU von Lieferengpässen betroffen
Sorgen bereiten vielen KMU auch die anhaltenden Lieferengpässe von Roh- und Halbfabrikaten. Rund ein Drittel der Befragten erachtete die Einschränkungen bei den globalen Lieferketten als grosse Herausforderung. Besonders betroffen sind Industriebetriebe, bei denen rund 90 Prozent Lieferengpässe befürchten. Im Handel äusserten zwei Drittel und in der Architektur- und Baubranche jedes zweite Unternehmen entsprechende Sorgen.
Bei der Frage nach der gegenwärtigen Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren waren vor allem die Branchen Industrie und Handel pessimistisch: Ein Viertel schätzte die Lage als schlecht bis sehr schlecht ein. Die anderen Branchen waren davon weniger betroffen.
Nachdem die globalen Lieferketten bereits während der Pandemie beeinträchtigt waren, hat sich die Situation mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs weiter verschärft. Entsprechend waren die befragten Unternehmen nochmals skeptischer, was die künftige Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren betrifft: 41 Prozent schätzen den Zugang zu Rohstoffen und Halbfabrikaten als lediglich befriedigend ein, 14 Prozent gar als schlecht bis sehr schlecht. Das gilt besonders für Industrie- und Handelsbetriebe.
Die Initiative KMU ZH
Kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der Zürcher Wirtschaft: Drei von vier Personen, die im Kanton einer Erwerbsarbeit nachgehen, sind bei ihnen angestellt. Kein Wunder, denn 99,6 Prozent der hiesigen Unternehmen sind KMU. Ihr Zustand hat deshalb eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung für die Region und darüber hinaus.
Die Zürcher Kantonalbank weiss um diese Bedeutung. Sie ist seit ihrer Gründung eine wichtige Partnerin für Zürcher KMU und pflegt heute mit der Hälfte von ihnen eine Geschäftsbeziehung. Um die KMU weiter zu stärken, hat die Bank 2021 die Initiative «KMU ZH» ins Leben gerufen.
Die in diesem Rahmen jährlich durchgeführte Studie «KMU ZH Monitor» bildet das wirtschaftliche Stimmungsbild der Unternehmen ab und zeigt auf, bei welchen Themen ihnen der Schuh drückt. Im kommenden Jahr wird der Fokus auf der in der Studie formulierten Herausforderung im Umgang mit dem Mangel an ausgebildeten Fachkräften liegen. Dieses Anliegen nimmt die Zürcher Kantonalbank als Schwerpunkt auf und vertieft es während des Jahres mit verschiedenen Massnahmen. Dazu gehören zum Beispiel Workshops, Netzwerkanlässe, Weiterbildungen und eine Informationsplattform.