«KMU ZH Monitor 2024»: Leichte Entspannung beim Fachkräftemangel
Medienmitteilung vom 13. August 2024
- Heute erscheint die vierte Ausgabe des «KMU ZH Monitor»: Die Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW im Auftrag der Zürcher Kantonalbank misst jährlich den Puls bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Kanton Zürich.
- Im ersten Halbjahr 2024 waren die KMU mit der allgemeinen Geschäftslage etwas weniger zufrieden als im Vorjahr.
- Nach wie vor problematisch ist der Mangel an Personal, der weiterhin als grösste Herausforderung gesehen wird, auch wenn sich eine leichte Entspannung abzeichnet.
- Deutlich verbessert hat sich die Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren. Die Probleme in den Lieferketten der KMU scheinen sich verflüchtigt zu haben.
Die Zürcher KMU schätzten im ersten Halbjahr ihre wirtschaftliche Situation als solide ein. Im Vergleich zum letzten Jahr scheinen die Geschäfte aber etwas schlechter zu laufen. Für das kommende Jahr wird eine leichte Verbesserung gegenüber der aktuellen Situation erwartet. Die KMU gehen also davon aus, dass die Talsohle in diesem Jahr erreicht wird oder bereits erreicht wurde.
Das zeigt die aktuelle Studie «KMU ZH Monitor». Im Auftrag der Zürcher Kantonalbank hat die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) den KMU des Kantons zum vierten Mal den Puls gefühlt. 746 Unternehmen mit jeweils maximal 250 Angestellten beteiligten sich an der wissenschaftlichen Studie (Befragungszeitraum März bis Mai 2024), die folgende Branchen abdeckt:
- Industrie
- Bau/Architektur
- Handel
- Gastronomie/Hotellerie
- Wirtschaftliche Dienstleistungen
- Soziale Dienstleistungen
Die KMU beurteilen die aktuelle Geschäftsentwicklung (Vergleich aktuelles Geschäftsjahr 2024 mit Geschäftsjahr 2023) weiterhin leicht optimistisch, jedoch weniger positiv als die Geschäftslage im Vorjahr.
KMU bleiben teilweise auf steigenden Kosten sitzen
Die Reingewinnsteigerung kann nicht ganz mit der Umsatzsteigerung mithalten, was darauf hindeutet, dass die gestiegenen Kosten nicht in vollem Umfang an die Endkunden weitergegeben werden können.
Die Auslastung der KMU wird im Langzeitvergleich gegenüber den letzten beiden Jahren als niedriger bewertet. Diese Entwicklung ist über sämtliche Branchen zu sehen.
Insbesondere die Industriebranche sowie die Gastronomie/Hotellerie verzeichnet den stärksten Auslastungsrückgang.
Die Industrieunternehmen haben mit dem starken Schweizer Franken und der gedämpften Nachfrage aus dem Euroraum zu kämpfen. Erfreulicherweise haben sich Lieferkettenprobleme als Folge der COVID-19-Krise weitestgehend entschärft. Besonders die Industriebranche litt seit Beginn der Pandemie unter der gestörten Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren. Aktuell wird die Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren branchenübergreifend mit «eher gut» bewertet, was eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren darstellt.
Die Gastronomie/Hotellerie schätzt ihre aktuelle Lage im Vergleich zu anderen Branchen eher als bescheiden und deutlich schlechter ein als vor und in einem Jahr. So bezeichnen die Gastronomie/Hotellerie-Unternehmen besonders die Inflation und als Teil davon die Energiepreise sehr häufig als Herausforderung. Ebenso sind Regulierungen und Vorschriften von Behörden und der Arbeitskräftemangel häufig genannte Herausforderungen. Die fehlenden Arbeitskräfte führen dazu, dass Gastro- und Hotelbetriebe - trotz vorhandener Nachfrage - ihr Angebot oder ihre Öffnungszeiten teilweise reduzieren müssen, was zu Umsatzeinbussen führt.
Beim Fachkräftemangel zeichnet sich eine Entspannung ab
Die Gastronomiebranche ist bei weitem nicht die Einzige, die den Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften als grösste Herausforderung sieht. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen teilt diese Einschätzung. Bereits letztes Jahr wurde diese Herausforderung am häufigsten genannt, jedoch ist die prozentuelle Anzahl der Nennungen leicht gesunken. Über alle Branchen hinweg scheinen mittelgrosse Unternehmen stärker als Klein- und Kleinstunternehmen betroffen zu sein.
Als eine weitere grosse Herausforderung werden die Regulierungen und Vorschriften von Behörden wahrgenommen. Am ausgeprägtesten ist diese Herausforderung für Unternehmen in den Branchen Gastronomie/Hotellerie und Bau/Architektur. Gemäss dem Bürokratiemonitor 2022 des SECO werden vor allem die Regulierungen bezüglich Bauvorhaben und der Lebensmittelhygiene als besonders belastend wahrgenommen.
Am drittmeisten wird die Thematik «Digitale Transformation und Prozessoptimierungen» als Herausforderung aufgeführt. Hier zeigt sich, dass dies mittelgrosse Unternehmen stärker als Herausforderung wahrnehmen als kleinere Unternehmen.
Mittelgrosse Unternehmen sehen bei KI mehr Potenzial als kleinere Unternehmen
Im Rahmen der Studie wurden die KMU auch zum Thema künstliche Intelligenz befragt und wie sich diese auf die Unternehmen auswirkt.
Auch hier sind es die mittelgrossen Unternehmen, die angeben, dass sich KI positiv auf die Entwicklung des Unternehmens auswirken werde und dadurch Wettbewerbsvorteile entstünden. Möglicherweise gehen mittelgrosse Unternehmen die digitale Transformation aktiver an und sehen dadurch verstärkt auch einen Nutzen in künstlicher Intelligenz.
Betrachtet man die Ergebnisse der Studie nach Branchen, so zeigt sich, dass insbesondere die Branchen wirtschaftliche Dienstleistungen, Industrie sowie Handel verglichen mit den anderen Branchen häufiger zustimmen, dass sich KI positiv auf die Unternehmensentwicklung auswirken wird. Die Branche Gastronomie/Hotellerie sieht mehrheitlich kaum positive Auswirkungen.
Die Initiative «KMU ZH»
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Zürcher Wirtschaft: Drei von vier Personen, die im Kanton einer Erwerbsarbeit nachgehen, sind bei ihnen angestellt. Kein Wunder, denn 99,6% der hiesigen Unternehmen sind KMU. Ihr Zustand hat deshalb eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung für die Region und darüber hinaus. Die Zürcher Kantonalbank weiss um diese Bedeutung. Sie ist seit ihrer Gründung eine wichtige Partnerin für Zürcher KMU und pflegt heute mit der Hälfte von ihnen eine Geschäftsbeziehung. Um die KMU weiter zu stärken, hat die Bank 2021 die Initiative «KMU ZH» ins Leben gerufen.
Die in diesem Rahmen jährlich durchgeführte Studie «KMU ZH Monitor» bildet das wirtschaftliche Stimmungsbild der Unternehmen ab und zeigt auf, bei welchen Themen ihnen der Schuh drückt. Eines dieser Themen nimmt die Zürcher Kantonalbank jeweils als Schwerpunkt auf und vertieft es während des Jahres mit verschiedenen Massnahmen, zum Beispiel mit Workshops, Netzwerkanlässen, Weiterbildungen und einer Informationsplattform. Das neue Jahresthema wird die Bank im November bekannt geben.