CIO Marktausblick 2025: Europa unter Zugzwang

Anlagechef Christoph Schenk und seine Experten teilen ihre Einschätzungen zum kommenden Anlagejahr.

Text: Laura Urech, Johanna Stauffer / Video: Andreas Guntli

Christoph Schenk, Chief Investment Officer Zürcher Kantonalbank

Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern. Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich nach wie vor durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit aus. Aber: Die US-Wirtschaftspolitik könnte mit gezielten Handelshemmnissen den hiesigen Pharmasektor – ein wichtiger Pfeiler der Exportwirtschaft – belasten, so der neueste Marktausblick des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank.

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Anlagechef Christoph Schenk gibt seine Einschätzung auf das kommende Jahr.

Inflation: Die Inflation dürfte in den meisten Ländern stabil bleiben, was den Notenbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen gibt. Allerdings sorgen geopolitische Spannungen, potenzielle Handelskonflikte und hohe Staatsverschuldungen für eine volatilere Preisentwicklung. Besonders die potenziell inflationäre Politik der neuen US-Regierung könnte weniger Zinssenkungen und wieder steigende Zinsniveaus zur Folge haben.

Schweiz: Die Schweiz sticht seit Jahrzehnten mit einer äusserst wettbewerbsfähigen Wirtschaft hervor, doch diese sollte nicht als selbstverständlich hingenommen werden. Sollten sich die Marktbedingungen ändern oder die wichtigsten Handelspartner konjunkturell stark unter Druck geraten, stellt sich auch in der Schweiz die Frage nach deren Resilienz. Eine Gefahr besteht für 2025 mit «Trumponomics»: Sollten die Medikamentenpreise in den USA gedeckelt werden, wäre die Schweizer Exportindustrie davon überdurchschnittlich betroffen. Mit einem Anteil von 65 Prozent an den gesamten Exporten in die USA könnte der Pharmasektor ins Visier der US-Handelspolitik geraten. «Die Risiken sind – wie immer – vielfältig, aber die Schweizer Wirtschaft hat sich in der Vergangenheit widerstandsfähiger als jene anderer Länder erwiesen», sagt David Marmet, Chefökonom Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank. Trotz möglicher Störfaktoren scheine der Weg der Normalisierung – das heisst solides Wirtschaftswachstum, kontrollierte Inflation und leicht positiver Leitzins – das wahrscheinlichste Szenario für 2025 für die Schweiz.

Anlagepolitik: Der Mix aus moderatem Wachstum und Zinssenkungen schafft auch im Jahr 2025 ein konstruktives Aktienumfeld. «Die Bewertungsniveaus an den globalen Aktienmärkten, besonders in den USA, sind allerdings hoch und die Anlageklasse steht in Konkurrenz zu den ebenfalls höheren Anleihenrenditen, was sich in einer bescheidenen Risikoprämie widerspiegelt», sagt Manuel Ferreira, Chefstratege der Zürcher Kantonalbank. Daher wird die Gewinnentwicklung der Unternehmen der Haupttreiber der Aktienperformance sein und der Markt dürfte an Breite gewinnen. «Trotz erhöhter Marktkonzentration und Bewertungen - im Moment ist es schwierig, nicht in den USA zu investieren», ergänzt Christoph Schenk, Chief Investment Officer.