Dank Leitzins­senkung äusserst stabile zukünftige Inflation

Die Schweizerische Nationalbank hat ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent gesenkt, um eine stabile Inflation zu gewährleisten. Gleichzeitig betont die SNB ihre Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt einzugreifen, um die wirtschaftliche Stabilität zu unterstützen. Die Sichtguthaben der Banken werden bis zu einer bestimmten Limite zum neuen Leitzins verzinst, darüber hinaus zu 0 Prozent.

Text: David Marmet

Schweizerische Nationalbank
(Bild: Getty Images)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Wie sie sich in ihrer Medienmitteilung zur heutigen geldpolitischen Lagebeurteilung äussert, werden die Sichtguthaben der Banken bei der SNB bis zu einer bestimmten Limite zum SNB-Leitzins verzinst, oberhalb davon zu 0 Prozent. Die SNB ist bei Bedarf weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu werden.

Stabile Inflationsaussichten – unter hoher Unsicherheit

Im vergangenen Jahr fiel die Inflation wiederholt tiefer aus als erwartet. Der zugrundeliegende Inflationsdruck hat auch seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung vom Dezember nochmals abgenommen. Allerdings war diese Entwicklung von der SNB erwartet worden. Mit dem jüngsten Zinsschritt trägt die SNB dem weiterhin schwachen Inflationsdruck Rechnung.

Seit dem 12. Dezember 2024 hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro um über 2 Prozent abgewertet und auch handelsgewichtet ist die heimische Währung schwächer geworden. Dennoch hat sich die bedingte Inflationsprognose der SNB im Vergleich zum Dezember kaum verändert. Das heisst, dass ohne die heute beschlossene Zinssenkung die Prognose in der mittleren Frist trotz Frankenabwertung niedriger ausgefallen wäre. Die SNB schätzt also auch für die Zukunft die Abwärtsrisiken höher ein als die Aufwärtsrisiken. Für 2026 und 2027 erwartet die Nationalbank neu eine äusserst stabile Inflationsrate von jeweils 0,8 Prozent.

Schweizer Wirtschaftswachstum erstaunlich robust

Wie die Notenbank betont, ist die Unsicherheit über die globale Wirtschaftsentwicklung in den letzten Wochen und Monaten deutlich angestiegen. Einerseits stellt die jüngst im Deutschen Bundestag beschlossene fiskalische Ankurbelung ein Aufwärtsrisiko für das Wachstum in Europa und der Schweiz dar. Andererseits birgt die erratische US-Politik das Risiko einer deutlichen globalen Wachstumsabschwächung. Deshalb ist auch der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft mit erhöhter Unsicherheit behaftet.

Die SNB erwartet für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum zwischen 1 und 1,5 Prozent. Das Wachstum für 2026 veranschlagt sie mit 1,5 Prozent – zum ersten Mal äussert sie sich notabene so früh im Jahr zu einer BIP-Prognose für das Folgejahr. Das Schweizer Wirtschaftswachstum wird nicht zuletzt durch die lockere Geldpolitik und die steigenden Reallöhne getrieben. Bremsend wirkt hingegen der Aussenhandel. Zwar ist das BIP-Wachstum trotz der unsicheren weltpolitischen Lage ansehnlich, liegt aber leicht unter dem Potenzialwachstum, so dass die Arbeitslosenrate in den nächsten Quartalen leicht steigen dürfte.

Wohl keine Zinsänderung in den nächsten Quartalen

Das SNB-Direktorium gibt sich in der Pressekonferenz auf Journalistenfragen gewohnt sibyllinisch. Anhaltspunkte, wie sich aus Sicht der Nationalbank der Schweizer Franken, das globale Zinsumfeld oder der Schweizer Immobilienmarkt entwickeln könnten, sind kaum in Erfahrung zu bringen. Zumindest scheint die in den letzten Monaten von den Direktionsmitgliedern in der Öffentlichkeit immer wieder erwähnte Möglichkeit von Negativzinsen vorerst vom Radarschirm der Geldpolitiker verschwunden zu sein.

Das griffigste Instrument, die zukünftige Geldpolitik der SNB abzulesen, ist unserer Ansicht nach die bedingte Inflationsprognose der SNB. Und die besagt, dass in der mittleren Frist die Inflation stabil bei 0,8 Prozent verharren wird, also ganz leicht unterhalb der Mitte des Zielbandes von 0 bis 2 Prozent zu liegen kommt. Dies wiederum heisst, dass die Notenbank ihr wichtigstes Ziel, die Gewährung der Preisstabilität, aus heutiger Sicht erfüllt und so vorerst kein Handlungsbedarf für weitere Zinsänderungen herrscht.

Wir gehen daher neu davon aus, dass die SNB in den nächsten Quartalen keine Zinsänderung mehr vornehmen wird. Die Abwärtsrisiken, namentlich ein schwächeres globales Wachstum bzw. eine deutliche Frankenaufwertung, sind indes dominanter als die Aufwärtsrisiken. Dies wurde von den Direktionsmitgliedern auch in der heutigen Pressekonferenz mehrmals erwähnt. Sollten sich die monetären Bedingungen daher in den nächsten Wochen und Monaten verschärfen, lässt sich die SNB wie üblich die Tür für weitere Leitzinssenkungen offen.

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