Rosinenpicken am Schweizer Aktienmarkt
Sollte man angesichts der unsicheren Konjunkturperspektiven weiter in Aktien investiert bleiben? Die Antwort lautet ganz klar Ja, meinen die Experten der Zürcher Kantonalbank. Wie man in der aktuellen Marktsituation Schwankungen reduzieren und von Substanzwerten profitieren kann, erfahren Sie im Beitrag von Anlagestratege Felix Jäger.
Text: Felix Jäger
Unternehmen ist nicht gleich Unternehmen. Aktie ist nicht gleich Aktie. So lassen sich Aktien nach verschiedenen Kriterien einteilen. Man unterscheidet zum Beispiel defensive Titel von Zyklikern und Value- von Growth-Aktien. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Kategorisierungen erklärt und dargelegt, welche Kombination sich in der aktuellen Marktlage anbietet.
Defensive Titel sind Aktien von Firmen mit stabilen Erträgen, die vom Wirtschaftsklima weitgehend unabhängig sind. Für solche Unternehmen spielt es keine grosse Rolle, ob die Wirtschaft schrumpft oder wächst. Ihre Aktienkurse schwanken daher weniger stark als der Gesamtmarkt und wirken in Abwärtsphasen stabilisierend auf das Portfolio. Zu den defensiven Aktien gehören zum Beispiel Titel aus der Pharmabranche und von Nahrungsmittelherstellern. Medikamente und Nahrungsmittel braucht man schliesslich immer, unabhängig von der Konjunktur.
Das Gegenstück zu den defensiven Aktien bilden die Zykliker. Sie sind stark abhängig vom allgemeinen Konjunkturverlauf. Dies führt dazu, dass ihre Aktienkurse in der Regel stärker schwanken als der Gesamtmarkt, also an positiven Tagen für den Aktienmarkt überdurchschnittlich dazugewinnen, an negativen Tagen aber auch überdurchschnittlich verlieren. Zu den Zyklikern gehören typischerweise Unternehmen aus volatileren Branchen wie Konsumgüter, Finanzen und der Industrie.
Bewertung als wichtige Grösse
Eine weitere Unterscheidungsgrösse besteht in der Bewertung von Unternehmen. So werden Titel, die gemessen an ihren erzielten Gewinnen günstig bewertet sind, also zum Beispiel ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis aufweisen, als Value-Aktien bezeichnet. In der Regel sind dies Aktien von etablierten Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell. Diese Unternehmen zahlen meist überdurchschnittlich hohe Dividenden, da sie ihre Gewinne nicht reinvestieren, sondern ausschütten. Das Gegenstück dazu sind Growth-Aktien. Sie sind gemessen an ihren aktuell erzielten Gewinnen teuer bewertet, weil Anlegerinnen und Anleger sowie Analystinnen und Analysten davon ausgehen, dass sie in Zukunft wachsen und stärkere Resultate erzielen können. Darunter fallen oft jüngere Firmen aus Wachstumssektoren wie zum Beispiel dem IT-Bereich.
Das aktuelle Wirtschaftsumfeld
Aktuell befinden sich viele entwickelte Länder in einer Wirtschaftsverlangsamung oder gar in einer Rezession. In diesem Umfeld bieten sich Anlagen in defensive Aktien an. So ist man von möglichen Verwerfungen an den Aktienmärkten weniger betroffen, profitiert aber trotzdem, wenn es an der Börse bergauf geht. Idealerweise achtet man zusätzlich auf günstige Value-Titel, um zu verhindern, dass man in hoch bewertete Luftschlösser investiert. Günstig bewertete Aktien bieten viel Substanz für das investierte Geld und vergleichsweise hohe Dividendenzahlungen, was in einem unsicheren Umfeld von Vorteil sein kann.
Die Attraktivität des Schweizer Aktienmarkts
Dies gilt insbesondere für den Schweizer Aktienmarkt, der aufgrund seiner Branchenzusammensetzung mit vielen Firmen im Pharma- und Nahrungsmittelbereich einige defensive Value-Titel aufweist. Zudem stellt sich der Wirtschaftsausblick in der Schweiz dank der geringeren Inflation und der starken Zuwanderung besser dar als in anderen entwickelten Ländern. Zusammen mit dem Vorteil, dass Schweizer Aktien aus Sicht von Schweizer Investorinnen und Investoren kein direktes Währungsrisiko aufweisen, sprechen also einige Gründe dafür, im heimischen Aktienmarkt nach defensiven Value-Titeln Ausschau zu halten. Lassen Sie uns die besten Rosinen aus dem Schweizer Aktienmarkt herauspicken.