Schweizer Unternehmen sind im Ausland breit diversifiziert

Schweizer Unternehmen beschäftigen über 2,5 Millionen Menschen im Ausland. Trotz hitziger Debatten über Zuwanderung und Deglobalisierung setzen sie weiterhin auf internationale Expansion. Erfahren Sie, wie Schweizer Firmen ihre globale Präsenz ausbauen und welche Märkte dabei besonders im Fokus stehen.

Text: David Marmet

Export, Flughafen, Swiss
«Schweizer Unternehmen nutzen wie eh und je geschickt Opportunitäten, unbeeindruckt von politischen Debatten», erklärt David Marmet.

Die Schweizer Wirtschaft braucht ausländische Arbeitskräfte. Dies wird bei den aktuell hitzig geführten Debatten über Zuwanderung, Dichtestress, Personenfreizügigkeit, Meldepflicht ausländischer Arbeitskräfte etc. immer wieder hervorgehoben. Dabei ist der Blick meistens auf das Inland gerichtet. Doch wie sieht es mit der Beschäftigung von Schweizer Unternehmen im Ausland aus? Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und des Bundesamts für Statistik sorgen teilweise für überraschende Erkenntnisse. Oder hätten Sie gewusst, dass Schweizer Unternehmen im Ausland aktuell über 2,5 Millionen Personen auf ihrer Lohnliste führen? Dies entspricht 46 Prozent der 5,5 Millionen Beschäftigten in der Schweiz.

Wachstum und Beschäftigung im Ausland

1994 zählte die Schweiz 3,9 Millionen inländisch Beschäftigte. In den letzten 30 Jahren stieg ihre Zahl im Durchschnitt um jährlich 1,1 Prozent. Bedeutend stärker war demgegenüber der Personalaufbau von schweizerisch beherrschten Unternehmen in ihren Tochtergesellschaften im Ausland. Mit jährlichen Wachstumsraten von 2,8 Prozent stieg deren Personalbestand von 1,1 auf 2,5 Millionen Beschäftigte. Bestrebungen in Richtung Deglobalisierung scheinen die Schweizer Unternehmen kaum zu kennen. Schweizer Industrieunternehmen beschäftigen heute allein im Ausland 1,4 Millionen Personen. Also 20 Prozent mehr als die inländische Industrie! Im Dienstleistungssektor ist der Personalbestand im Ausland im Verhältnis zum Inland mit 25 Prozent zwar deutlich niedriger als in der Industrie, allerdings waren im Dienstleistungssektor die Wachstumsraten in den letzten 30 Jahren frappant höher.

Geografische Diversifikation und neue Märkte

Mit diesen Ergebnissen lassen sich kaum Argumente für die Deglobalisierungsthese finden. Gibt es dafür Anhaltspunkte für kontrovers diskutierte Themen wie «Reshoring» oder «Allyshoring» bzw. «Friendshoring»? Nicht wirklich. Die USA waren vor 30 Jahren der bedeutendste Standort für Schweizer Unternehmen und sind es heute noch. Aktuell sind in den USA 340 000 Personen auf der Lohnliste von Schweizer Unternehmen zu finden. 1994 wie auch heute folgt Deutschland an zweiter Stelle. Der grosse Aufsteiger ist China, das seither von Platz 32 auf Platz 3 aufgestiegen ist. Oder in Beschäftigtenzahlen ausgedrückt: von 7'000 auf 172'000. Auch Indien und Polen haben bei diesem Ranking einen grossen Sprung nach vorne gemacht, während europäische Länder wie Frankreich, Grossbritannien, Italien, Spanien oder Österreich Plätze eingebüsst haben. Auffallend ist, dass Schweizer Unternehmen in den letzten drei Jahrzehnten in beinahe allen Ländern neue Stellen geschafft haben. Nicht so in den nordischen Ländern, wo insbesondere in Schweden der Personalbestand reduziert wurde.

Der Herfindahl-Index ist eine in der Ökonomie oft verwendete Kennzahl zur Messung einer Unter-nehmenskonzentration. Unsere entsprechenden Berechnungen für Kontinente und Länder zeigen, dass sich Schweizer Unternehmen in den letzten Jahrzehnten geografisch breit diversifiziert haben. So wurden in Schwellenländern mehr Stellen geschaffen als in jenen Ländern, mit denen die Schweiz traditionell enge Handelsbeziehungen pflegt. Ein ausgeprägtes «Friendshoring» oder ein auffälliges «Reshoring» lässt sich nicht feststellen. Schweizer Unternehmen nutzen wie eh und je geschickt Opportunitäten, unbeeindruckt von politischen Debatten.

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