Einschätzung zu den US-Wahlen 2024

Nach aktuellen Hochrechnungen hat der Republikaner Donald Trump die Wahl zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewonnen. Er dürfte überraschend in allen sieben «Swing States» einen Sieg einfahren und damit die nötigen 270 Stimmen im Elektorenkollegium gewinnen. Lesen Sie eine erste Einschätzung des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank.

Text: Christian Brändli

Der Wahlsieg von Donald Trump scheint jetzt Tatsache zu sein. Nun stellt sich die entscheidende Frage, wie viel und wann von Trumps politischem Programm tatsächlich umgesetzt wird. Es ist gut möglich, dass Trumps politische Ideen wie schon in seiner ersten Amtszeit verwässert und verzögert werden. Zudem werden sich allfällige Massnahmen verzögert auf die volkswirtschaftlichen Kennzahlen auswirken. Zu den wichtigsten, erwarteten Veränderungen zählen:

  • Fiskalpolitik: Reduktion der Unternehmenssteuern von 21 auf 15 Prozent und Verlängerung der Steuersenkungen von 2017.
  • Handelspolitik: Erhöhung der Importzölle um 60 Prozent auf alle Güter aus China, von 10 bis 20 Prozent für alle anderen Länder, neue Sanktionen gegenüber China sowie die Neuverhandlung von bestehenden Handelsabkommen mit Kanada und Mexiko. Die Schweiz ist als kleine, offene und exportorientierte Volkswirtschaft sowie als internationaler Finanzplatz über den Aussenhandel und die Finanzmarktregulierung massgeblich von der US-Wahl betroffen. Der angekündigte harte Kurs in der Handelspolitik wird für die Schweizer Exportwirtschaft eine Herausforderung.
  • Migrationspolitik: Restriktiver bzw. selektiver Kurs gegenüber Migration wirkt inflationär.
  • Energie: Lockerung der Vorgaben für die Produktion von fossilen Energieträgern, weniger Subventionen für erneuerbare Energien und Aufkündigung globaler Klimaabkommen.

Inwieweit Trumps Zolldrohungen in erster Linie dazu dienen, Zugeständnisse von Handelspartnern zu erzwingen, oder ob er sie tatsächlich umsetzen wird, ist unklar. Insgesamt gehen die Experten des CIO-Offices der Zürcher Kantonalbank davon aus, dass Trumps Pläne im Vergleich zur aktuellen Politik per Saldo und erst mittelfristig zu einem schwächeren Wachstum, einer höheren Inflation und einer etwas restriktiveren Fed-Politik führen werden.

Finanzmärkte

Die Veränderungen, welche die neue US-Regierung mit sich bringt, werden sich vorerst in den Erwartungen der Marktteilnehmer zeigen.

  • Die Renditen für US-Staatsanleihen werden auf dem aktuell höheren Niveau verharren, die Steigung der US-Zinsstrukturkurve bleibt im positiven Bereich.
  • Der relative Zinsvorteil in den USA sorgt für einen stärkeren US-Dollar.
  • Der US-Aktienmarkt hatte bereits im Vorfeld der Wahlen positiv auf die angekündigte Senkung der Unternehmenssteuern reagiert. Der positive Effekt wird vorerst anhalten und wird erst hinterfragt werden, falls das Fed wieder einen restriktiveren Kurs einschlägt.
  • Für Aktien im Rest der Welt wirken sich der relative Steuernachteil gegenüber den USA und das Risiko eines Handelskrieges relativ aber nicht zwingerdermassen absolut negativ aus. Die erwartete Belebung des US-Investitionszyklus und Deregulierung können auch den globalen Markt stützen.

Die mittelfristigen Auswirkungen der veränderten wirtschaftspolitischen Ausrichtung auf die Finanzmärkte sind weniger eindeutig, zumal die Experten des CIO-Offices der Zürcher Kantonalbank der Meinung sind, dass die fiskalpolitischen Ambitionen die Neutralisierung der Geldpolitik in den USA bremsen könnten.