Von der Holz- zur Klimawende

Die Nachfrage nach Holz steigt nicht zuletzt aufgrund der Bemühungen zum Klimaschutz stark an. Gleichzeitig liefert der Wald lebensnotwendigen Sauerstoff – ein Balanceakt zwischen Entnahme und Regeneration. Die Holzindustrie spielt bei der nachhaltigen Bedienung dieser Nachfrage eine wichtige Rolle.

Text: Jens Schweizer

Symbolbild CO2-Kompensation
Investierbare Unternehmen der Holzindustrie sind vor allem in der Forst- und Papierwirtschaft zu finden. Sie gehören mehrheitlich dem konjunktursensitiven Sektor der Grundstoffe an. (Bild: Getty Images)

Holz wird immer gefragter. Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rechnet bis ins Jahr 2050 mit einem Anstieg der jährlichen Holznachfrage um über ein Drittel. Neben Bevölkerungswachstum und Urbanisierung waren in den letzten Jahren zunehmend die intensivierten Bemühungen um die Klimawende für den Nachfrageanstieg mitverantwortlich.

Holz gilt als nachhaltiger Baustoff. Im Gegensatz zur Herstellung von Stahl und Beton bindet Holz bei seiner Entstehung CO2. Als Baustoff eingesetzt, speichert es dieses im Gebäude und ersetzt dabei CO2-intensive Materialien. Holz ist viel leichter und meist regional verfügbar, was beim Transport die Kosten und Emissionen senkt. Holzbauteile können zudem in Werkstätten präzise vorgefertigt werden; das verkürzt die Bauzeit und reduziert Lärm, Schmutz und Verkehrsbelastung auf der Baustelle. Es dämmt bei vergleichbar guten statischen Eigenschaften wegen seiner geringen Wärmeleitfähigkeit deutlich besser und hilft, den Energieverbrauch zu senken. Holz trägt im Bau- und Wohnsektor, der zu den bedeutenden CO2-Emittenten zählt, also in mehrfacher Hinsicht zum Klimaschutz bei.

Kein Wunder, dass Gebäude und Infrastrukturen zunehmend aus Holz gefertigt werden. In der Schweiz werden bereits rund 20 Prozent der Neubauten aus Holz errichtet – Tendenz deutlich steigend. In Winterthur wird derzeit beispielsweise eines der weltweit grössten Holzhochhäuser gebaut: Es heisst «Rocket» und erreicht eine Höhe von 100 Metern. In Stockholm soll gar ein ganzes Stadtviertel aus Holz entstehen. Holz ist ein Tausendsassa, und mit der sogenannten Holzwende soll die Klimawende vorangetrieben werden.

Balanceakt zwischen Entnahme und Regeneration

Nur, woher soll es kommen? Holz ist als Rohstoff endlich, und der Wald hat neben seiner Funktion als CO2-Speicher und weit verzweigtes Ökosystem eine weitere lebensnotwendige Aufgabe: Er liefert Sauerstoff. Folglich wird befürchtet, dass die Bemühungen um die Klimawende über eine verstärkte Nutzung des Waldes für Klima und Menschheit unwiderruflich das Gegenteil bedeuten könnten. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wächst Holz glücklicherweise rasch nach. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen Entnahme und Regeneration zu erreichen. Darin sind wir Menschen erwiesenermassen nicht gut. Raubbau muss verhindert, Holz nachhaltig nutzbar gemacht und CO2-Einsparungen monetarisiert werden können. Gesetzgeber, Holzindustrie und die Verbraucher sind gefordert. Holz anzufassen, verhindert dem Volksmund nach zwar Unglück. Wir tun aber auch gut daran, nicht den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen.

Vielfältige Holzbaubranche in der Schweiz

Investierbare Unternehmen der Holzindustrie sind vor allem in der Forst- und Papierwirtschaft zu finden. Sie gehören mehrheitlich dem konjunktursensitiven Sektor der Grundstoffe an. Grosse Waldbesitzer und Waldbewirtschafter werden dem Sektor Immobilien zugerechnet. Die bisherigen Dividendenrenditen gängiger Indizes waren ansprechend, die Bewertung und Kursfantasie dagegen eher tief. Die meisten Vertreter sind in Ländern zu finden, die über grosse Waldbestände verfügen wie beispielsweise den USA, Brasilien und Schweden. In der Schweiz hat sich eine fortschrittliche und vielfältige Holzbaubranche etabliert, die aber grösstenteils noch nicht börsennotiert ist.