Was für ein Lichtblick
Übers Wohlfühlen: In der vierten Folge dieser Kunstserie zu den Neuankäufen stellt Robert Kleinpeter, Teamleiter Private Banking, ein Werk von Annelies Štrba vor.
Text: Markus Wanderl
Faszination auf den ersten Blick, wer wüsste nicht davon – und so ist es um Robert Kleinpeter geschehen gewesen, als er Mitte der 2000er Jahre das erste Mal ein Werk Annelies Štrbas zu Gesicht bekam. Und nicht nur dies. An jedem Kundenanlass der Zürcher Kantonalbank war die Künstlerin höchstselbst anwesend, sprach über ihre Videoinstallation vor einigen Dutzend Menschen, und man muss dazu wissen, dass sie einmal so über sich Auskunft gegeben hat: «Es ist schwierig für mich, über mein Werk zu reden. Worte sind mir zu kurz, zu wenig tief.»
Die Zürcher Kantonalbank hatte damals einen Ankauf jener Videoinstallation entschieden; und wenn heute in Teil 4 der Kunstserie zu den Neuankäufen aus dem letzten Jahr Štrbas Bild NYIMA 396 vorgestellt sei, ist das Ausdruck einer langen, vertrauensvollen Verbundenheit zwischen einer besonderen Bank und einer besonderen Künstlerin, die als Kundin bei Robert Kleinpeter seit vielen Jahren in den bestmöglichen Händen ist. Es versteht sich von selbst, dass sich Robert Kleinpeter als Mitglied (und stellvertretender Vorsitzender) der Kunstkommission hier für einmal bei der Auswahl defensiv verhalten hat.
Im farbigen Atelier
Es ist eindrücklich, wie Robert Kleinpeter wiederum mit gebotener Zurückhaltung die Zusammenkünfte mit der Willy-Reber-Kunstpreis-Trägerin 2020 beschreibt, bei denen die Finanzierungsbedürfnisse Štrbas vordergründig sind – immer bei ihr Zuhause in Richterswil, im Atelier, das sehr farbig ist, rot, gelb und grün getüncht, harmonisch kombiniert, und das sich zur einen Seite zu einem sehr grünen Garten hin öffnet.
Wie ist es also, mit einer Künstlerin unter vier Augen zu sein, die Robert Kleinpeter niemals als introvertiert bezeichnen würde? Er wählt seine Worte mit Bedacht: Sie lebe zwar wie in einer eigenen Welt, doch sei sie eben auf ihre spezielle Art auch voller Empathie. Sie wirke, fügt Robert Kleinpeter nach einer Weile hinzu, nach aussen hin auf ihre besondere Art fokussiert – auf die Stärke von Frauen überhaupt, auch auf jene Emotionen, die Frauen zu eigen seien; und dann richte sich ihr Blick auch auf die eigene Familie. Man müsse sich einfach in die Aura Štrbas hineinspüren, in ihre Aussagen. Da sei keine Spur von Taktik, von irgendeiner Strategie im Gespräch. Und so sei es auch nie strapaziös. Robert Kleinpeter pointiert es so: «Ich fühle mich bei ihr immer sehr wohl.»
Mit besonderem Blick
Es war das passionierte Fotografieren ihrer Kinder Sonja, Samuel und Linda ab den 1970er Jahren, wodurch Štrba ihre Bekanntheit erlangte – meist waren es Fotos in beiläufigen, doch durchaus privaten Situationen in ihrem Richterswiler Haus. Die hohe Kunst: Trotz des Blitzlichts erhält der Betrachter nicht das Gefühl, ein unerlaubter Eindringling zu sein. Doch nun zum Werk NYIMA 396 und der Frage: Warum mag Robert Kleinpeter dieses Bild besonders?
«In NYIMA 396 verschmilzt eine dramatische Berglandschaft mit dem Bild einer Frau, die wie aus einer anderen Zeit entstammt. Aus dem Mittelalter? Mir gefällt die Wärme, die das Bild ausstrahlt, mir gefällt die Tiefe des Bildes, dass man nachzudenken aufgefordert ist, was dieses sein könnte und was nicht, mir gefällt also überhaupt die Unsicherheit, die beim ersten Betrachten vorherrscht: Was sehe ich da jetzt überhaupt?
Doch gleichzeitig finde ich im nächsten Moment einen Zugang, ich kann mir zu allem dann doch etwas denken, mir eine Meinung bilden, es bleibt nicht beim anfangs vorherrschenden Gefühl des Ungefähren. Es ist auch die goldene Farbe, die mich sehr anspricht. Und weil ich die Künstlerin so gut kenne, spüre ich natürlich ihre Empathie, ihre positive Haltung, Dinge, die ein anderer, der sie nicht kennt, wahrscheinlich nicht zu spüren vermag. Das Bild ist gross, auch das gefällt mir.
Ich sehe Traum und Wirklichkeit vereint. Und das beides schafft die Künstlerin am Computer, an dem sie quasi malend tätig ist. Fotomaterial oder Videostills, also ein Standfoto eines Videos oder Films, legt sie übereinander, lässt sie ineinanderfliessen, Farben werden dann gesättigt, Formen verzerrt, Motive werden in grosse Pixel aufgelöst und überhaupt vergrössert, teilweise bis hin zur Abstraktion. Mit all diesem digitalen Rüstzeug schafft Štrba wie eine neue Realität, und eben, ich halte inne und: sinniere.»
Kreativwirtschaft im Kanton unterstützen
Die Zürcher Kantonalbank fördert im Sinne des Leistungsauftrages die Kreativwirtschaft im Kanton und sammelt seit bald zwanzig Jahren Zürcher Gegenwartskunst. Über 1'000 Werke, die diesem Konzept entsprechen, nennt unsere Bank ihr Eigen. Die Entscheidung, ob und welche neuen Werke angekauft werden, trifft die Fachstelle Kunst unter Einbeziehung der Kunstkommission nach sorgfältiger Abwägung.
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