Hier und jetzt

Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank, schreibt in seiner Kolumne rund ums Thema Geld und Anlegen.

Text: Christoph Schenk / Porträtillustration: Florian Bayer | aus dem Magazin «ZH» 2/2024

Christoph Schenk, CIO ZKB
Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank

Das Leben ist ein ständiges Werden und Vergehen und folglich ein ewiger Kreislauf. Volkswirtschaftlich betrachtet benötigt eine Gesellschaft Nachwuchs, um ihre sozialen und wirtschaftlichen Strukturen am Leben zu erhalten. Von Jung bis Alt benötigen Menschen Leistungen und Güter. Sie lassen sich nur im Hier und Jetzt durch die Erwerbstätigen erbringen und austauschen. Nimmt deren Zahl ab, sinkt auch das Angebot an Gütern und Dienstleistungen.

Nach der Mackenroth-These muss aller Sozialaufwand inklusive der Renten stets aus dem laufenden Volkseinkommen gedeckt werden. Es gibt keine andere Quelle und auch keine periodische Ansammlung – also kein Sparen im privatwirtschaftlichen Sinne. Volkswirtschaftlich betrachtet gibt es nur ein Umlageverfahren, bei dem die erwerbstätige Generation für die Renten der Pensionierten aufkommt. Heutige Versicherte erwerben einen Renten­anspruch im Alter, der von der nächsten Generation finanziert wird.

Individuell angespartes Kapital ist folglich nutzlos, wenn einer hohen Geldmenge ein geringes Warenangebot gegenübersteht. Fehlt der Nachwuchs und nimmt deshalb die Zahl der Werktätigen ab, führt dies zu steigenden Preisen und Löhnen – die Kaufkraft sinkt. Leidtragende sind die Älteren beziehungsweise die Rentnerinnen und Rentner, denn ihr angespartes Kapital verliert an Wert. Es war, ist und bleibt so: Nachwuchs zu sichern, liegt volkswirtschaftlich genauso in unserem ureigenen Interesse wie die Wahrung der Preisstabilität.

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