Mehr durch Teilen
Christoph Schenk, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Kantonalbank, schreibt in seiner Kolumne rund ums Thema Geld und Anlegen.
Text: Christoph Schenk / Porträtillustration: Florian Bayer | aus dem Magazin «ZH» 3/2024
Geben ist seliger denn Nehmen. Auch Teilen gilt als Tugend. Es ist ein Akt der Nächstenliebe und Solidarität, der den Gebenden ehrt und den Nehmenden stärkt. Doch was, wenn Teilen nicht nur edel, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist? Dann ist es in einer Welt der Ressourcenknappheit und Ungleichheit nicht bloss eine Frage der Güte, sondern der Notwendigkeit.
Ökonomisch betrachtet erfüllt Teilen einen fundamentalen Zweck. In einer Marktwirtschaft, die auf optimaler Verteilung von Gütern und Dienstleistungen basiert, verhindert das Teilen Verschwendung und fördert die bestmögliche Nutzung der Ressourcen. Ein von mehreren Menschen genutztes Fahrzeug steht nicht ungenutzt in der Garage. Ein weitergegebenes Buch fängt keinen Staub im Regal. Teilen fördert Innovation: Werden Ressourcen geteilt, entstehen neue Geschäftsmodelle wie die Sharing-Economy mit Carsharing, Co-Working-Spaces oder Leihplattformen. Diese Modelle vereinfachen den Zugang zu Ressourcen, reduzieren die Umweltbelastung und erhöhen die Lebensqualität.
In einer Welt, die mit ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert ist, ist Teilen nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine ökonomische Strategie. Teilen ist kein Akt der Selbstlosigkeit – es ist ein Akt der Klugheit. Auf unserem vernetzten, aber doch stark fragmentierten Planeten ist Teilen die Brücke, die ökonomische Effizienz mit Menschlichkeit verbindet.