Wie gemustert
Athene Galiciadis interessiert sich für Muster, aber nicht im Sinne einer Wiederholung im Takt, sondern als formale Spielerei.
Text: Markus Wanderl / Bilder: Simon Habegger, Andreas Zimmermann | aus dem Magazin «ZH» 1/2023
Was Athene Galiciadis aus dem Handgelenk schüttelt, ist der Umgang mit Raum. Sie betritt ihn, vielleicht umarmt er sie und sie ihn – ist sie jedenfalls dazu aufgefordert, denkt sie ihn installativ: wie jüngst für ihre Ausstellung im Zürcher Haus Konstruktiv. Sie malte sich den Raum und die beiden sich ihm anschliessenden fensterlosen Kabinette ziemlich schnell aus, wobei das nicht im Wortsinn zu verstehen ist, denn neben grossformatiger Malerei gab es dort Skulpturen und waren sogenannte Shelters aus Blachen gespannt. Alle Anordnungen ergaben Sinn, Bezüge, Ordnung auch. Was bei Athene Galiciadis heisst: Einige Bilder hingen mitten im Raum, und weil sich so ihre Rückseite betrachten lässt, wird Malerei zur Skulptur; die Skulpturen wiederum sind bemalt oder finden sich malerisch nachgebildet auf den grossen Bildern wieder. Dieses Wechselspiel hat Athene Galiciadis im Blick.
Doch sie bricht all das auch mitunter herunter, die Arbeit «Stillleben (Lonesome Composition No. 1)» etwa steht für sich. Weil Athene Galiciadis sich nun von ihrer Vorstellung, wie ein Bild auszusehen habe, befreit hat. Weil sie diesmal nicht parallel an anderem arbeitete, sondern nur malte. Farbschicht um Farbschicht. Das Muster ist nicht akkurat vermessen, es sind alles Handstriche, das Fehlerhafte ist toleriert. Das Gefäss wölbt sich aus diesem Bild wie heraus, doch in Wahrheit macht es das Weiss flach. Doch was heisst schon Wahrheit. Ein Werk sind gebündelte Geschichten und Szenen, und Athene Galiciadis ist es nur recht, wenn Betrachtende sich gedanklich in Zwischenräumen aufhalten. Nichts ist eindeutig.
Athene Galiciadis
Athene Galiciadis (45) studierte an der École cantonale d’art de Lausanne (ECAL) und an der ZHdK in Zürich. 2011 erhielt sie den Schweizer Kunstpreis. Sie stellt im In- und Ausland aus und lebt und arbeitet in Zürich.
Serie «Kunstpause»
Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.
In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.