Plausible Magie
Valentina Pini erzielt mit erklärlichen Tricks eine wundersam grosse Wirkung.
Text: Markus Wanderl / Porträt: Simon Habegger | aus dem Magazin «ZH» 2/2024
Arbon, Thurgau, vor vier Jahren – Valentina Pini ist dorthin mit virtuellem Gepäck unterwegs, einer Carte blanche – sie wird die Kunsthalle im Ort nach Gusto gestalten. Als sie sie betritt, über den Blick hinein in den ebenerdigen Ausstellungsraum hinaus die Erkenntnis: Der Keller ist über zwei Falltüren und jeweils Treppen verbunden. Pini weiss sofort: Sie wird unten zur Schau stellen, dort, wo es klamm ist, und vorher wird sie die Leute in Magic Boxes – hier sind es über den Falltüren mit Vorhängen abgetrennte, vier mal vier Meter grosse Bereiche – verschwinden lassen. Pini ahnt, dass das Publikum oben beim Blick in den Hauptraum hinein desorientiert sein könnte, doch es wird sich dann zurechtfinden, die Magic Boxes ansteuern und über sie hinuntergelangen – und dort: Bühnenillusion, nächster Teil. Eines der beiden für Arbon gedrehten Videos wird «Water into Wine» heissen. Darin zu sehen: ein Arrangement aufeinandergestellter Gläser, in Gross- und Nahaufnahme gefilmt und mit Sound untermalt. Pini weiss um den Effekt der Kapillarität, dass Flüssigkeiten entgegen der Gravitationskraft in engen Röhren aufsteigen, kennt Schnüre, durch die Flüssigkeit auf diese Weise von dem einen Glas zum anderen gelangen kann. Wie kontemplativ es auf dem Screen daherkommt! 2024 ein neues Arrangement aus Gläsern, ein Foto davon, gross gedruckt – ein Destillat jener Ausstellung, gute Erinnerungen.
Valentina Pini
Valentina Pini (42), in Zürich lebende Tessinerin, studierte Kunst in Genf und Wien; Master in Bildhauerei am Royal College of Art, London. Weltweite Ausstellungen, zuletzt: Lullin + Ferrari, Zürich; Grieder Contemporary, Como; Edition VFO, Zürich; Bodega Comfama, Medellín.
Serie «Kunstpause»
Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.
In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.