Zweites Leben
Cristian Andersen ist ein Sculpteur, wie er in keinem Buche steht.
Text: Markus Wanderl / Porträt: Simon Habegger | aus dem Magazin «ZH» 3/2024
Cristian Andersen, in Kopenhagen geboren und länger noch einmal für die Vorschule von Zürich aus dort, hat später Möbel zu sammeln begonnen. Das sind die skandinavischen Wurzeln! Möbel-Eldorado Zürich! Etwa zwei Klischees? Obacht, was jetzt kommt! Dort hinten, im von Holzbalken und Schrägen durchzogenen Atelier, der Stuhl von Ilmari Tapiovaara, jenem finnischen Designer. Und die abgelegte Jacke? Hängt über einem Stuhl, ebenfalls Serie 1, von Alvar Aalto, auch er Finne – für nur 40 Franken gelangte die Sitzgelegenheit über eine hiesige Bieterplattform in Andersens Besitz.
Und erst recht: In guter Gesellschaft sind sie gewesen all die Jahre, die Stühle, in sehr guter. Doch das ist das Schicksal der Kunstschaffenden. Sich mitunter von dem trennen zu müssen, was ihnen lieb ist. Verkauft! Nach fast zehn Jahren, in denen «daybed» auf Ausstellungen unterwegs und ansonsten in des Künstlers Blickfeld gewesen ist, hat Andersen sich sein Kunstwerk noch einmal gegriffen und es gewissermassen nach Mailänder Art überarbeitet. Andersen liebt auch Mailand, ist häufig dort, mitsamt Familie. Dass «daybed» grün-rosa geworden ist, ist dieser Stadt geschuldet, die solcherlei Farben pflegt. Ist «daybed» zum Liegen oder zum Sitzen da? Andersen erzählt von jenem Thron in einer Pinakothek Norditaliens, von dem aus die Besuchenden die Werke betrachten. Frage beantwortet. Vielleicht.
Cristian Andersen
Cristian Andersen (50) zog in jungen Jahren nach Zürich. Weltweite Ausstellungen: Museum Haus Konstruktiv, Zürich; Public Art Fund, New York; Georg Kolbe Museum, Berlin. Auslandsaufenthalte. ZKB Kunstpreis, Staatlicher Dänischer Kunstpreis. Valentina Pini (42), in Zürich lebende Tessinerin, studierte Kunst in Genf und Wien; Master in Bildhauerei am Royal College of Art, London. Weltweite Ausstellungen, zuletzt: Lullin + Ferrari, Zürich; Grieder Contemporary, Como; Edition VFO, Zürich; Bodega Comfama, Medellín.
Serie «Kunstpause»
Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.
In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.