Was wird aus Lichtsignalanlagen?
Dr. Christian Heimgartner, Gründer und Geschäftsführer der Lumisera AG, wagt einen Blick in die Zukunft.
Aufgezeichnet: Simona Stalder / Illustration: Alina Günter | aus dem Magazin «ZH» 3/2024
«Konventionelle Lichtsignalanlagen folgen einer für den jeweiligen Standort definierten Steuerungslogik. Diese gibt etwa vor, in welcher Reihenfolge und für welche Dauer die verschiedenen Fahrspuren Grün erhalten. Die Anlagen erkennen zwar anhand von Sensoren, ob sich ihnen Fahrzeuge nähern, jedoch nicht, wie viele. Bei Bedarf verlängert die Anlage die Grünphase für die betroffene Spur. Vielfach erfordert es auf die einzelnen Tageszeiten ausgerichtete Steuerungslogiken – die Konfiguration ist entsprechend aufwendig.
Neue, intelligente Lichtsignalanlagen optimieren auf Basis des Verkehrsaufkommens laufend Abfolge und Dauer der Grün- und Rotzeiten der verschiedenen Spuren. Der zugrundeliegende Algorithmus bezieht dabei Art, Anzahl und Distanz der sich nähernden Fahrzeuge mit ein. Die Verkehrsmittel können nach Bedarf gewichtet und etwa der ÖV priorisiert werden. Weil eine Steuerlogik den ganzen Tagesverlauf abdeckt, fällt kaum Konfigurationsaufwand an. Smarte Lichtsignalanlagen führen zu weniger Stopps, kürzeren Wartezeiten und besserem Verkehrsfluss für alle Verkehrsmittel – auch in komplexen Knotensystemen. Kraftstoffverbrauch und Emissionen sinken. Es ist denkbar, dass die Anlagen dereinst direkt mit Fahrzeugen kommunizieren, was den Verkehrsfluss weiter verbessern würde.»
Zur Person
Dr. Christian Heimgartner (54) ist Gründer und Geschäftsführer der Lumisera AG, eines ETH-Spin-off mit Sitz in Affoltern a. A. Die Firma hat eine Technologie für die Selbststeuerung von Lichtsignalanlagen entwickelt.
Serie «Was wird aus ...?»
Die genaue Zukunft vorhersagen kann niemand. Sich Gedanken machen über künftige Entwicklungen ist hingegen oft sehr anregend.
In der Serie «Was wird aus ...?» erkunden Expertinnen und Experten für uns, was aus alltägllichen Gegenständen oder Technologien wird – oder zumindest werden könnte.