Was wird aus Zeitungen?
Professor Thomas N. Friemel vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich wagt einen Blick in die Zukunft.
Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Illustration: Alina Günter | aus dem Magazin «ZH» 2/2024
Sie ist nicht interaktiv und eher unhandlich, kann dafür ohne Strom und Internetverbindung genutzt werden: Jahrzehntelang war die gedruckte Zeitung das Massenmedium Nr. 1 und erreichte einen Grossteil der Bevölkerung. Doch wie lange noch? «Für gedruckte Tageszeitungen im Bezahlmodell wird es in Zukunft wohl noch schwieriger werden», meint Professor Thomas Friemel von der Universität Zürich. «Dies nicht nur wegen der veränderten Nutzungsgewohnheiten – Stichwort: Onlinenutzung –, sondern primär wegen der Finanzierbarkeit des Angebots seitens der Verlage. Gedruckte Gratiszeitungen oder Wochenzeitungen werden sich hingegen vermutlich noch länger halten können. Da gibt es andere Nutzungsgewohnheiten, die weniger stark von der Digitalisierung betroffen sind.»
Während früher Text-, Ton- und Bild- respektive Filmnachrichten eigene Kanäle hatten, verschmelzen die News-Universen heute immer mehr. «Die Entwicklung der verschiedenen Medialitäten ist schwierig abzuschätzen», sagt Friemel. «Durch die technische Evolution verschwinden die Grenzen zunehmend. Es wird – forciert auch durch künstliche Intelligenz – immer leichter, aus einem audiovisuellen Beitrag einen Text zu generieren und umgekehrt. Hier ergeben sich zahlreiche Fragen für die Medienregulierung, die sich traditionell stark an der Verbreitungsform orientiert hat (Stichworte: Konzessionen, Gebühren, Förderbeiträge etc.).»
Thomas N. Friemel
Professor Dr. Thomas N. Friemel ist Leiter der Abteilung Mediennutzung und Medienwirkung am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich.
Serie «Was wird aus ...?»
Die genaue Zukunft vorhersagen kann niemand. Sich Gedanken machen über künftige Entwicklungen ist hingegen oft sehr anregend.
In der Serie «Was wird aus ...?» erkunden Expertinnen und Experten für uns, was aus alltägllichen Gegenständen oder Technologien wird – oder zumindest werden könnte.