Berührte Natur
Mit einem fotografischen Verfahren eröffnet Daniela Keiser einen Kosmos in Blau.
Text: Markus Wanderl / Porträtbild: Simon Habegger | aus dem Magazin «ZH» 1/2024
Der Wege sind viele. Auch der Früchte. Es gibt den Handelsweg. Den Alltagsweg. Da ist die Banane im Innenraum eines verfrachteten LKWs. Weit gereist. Dort der heimatliche Apfel beim Discounter um die Ecke. Schnell gekauft. Und die blaue Banane ist bedeutungsschwer, seit französische Geografen 1989 eine Zone von Manchester bis Mailand mit den wichtigsten Produktionsstätten Europas definierten. Sie markierten diesen Korridor blau, es ergab sich jene gebogene Form – die Banane wurde leibhaftige Theorie.
Und natürlich hat auch die Paprika in diesem prosperierenden Landstrich Platz, aufgeschnitten ist sie ein Faszinosum, dieses Zerfurchte, als gewährte sie einen Blick hinein in die Erde, auf die Daniela Keiser an anderer Stelle mittels NASA-Aufnahmen schaut.
Auch diese gehören zum von der Künstlerin geschaffenen Kosmos in Blau, so wie der Apfel, die Banane, die Paprika, von Keiser zur Wirkung gebracht mit der Cyanotypie, jene Ur-Fotografie, für die es keine Kamera braucht – klassisch: Das mit bestimmten Emulsionen bestrichene Papier muss im Dunkeln getrocknet werden, bis ein Objekt auf das Blatt gelegt und für einige Minuten Licht ausgesetzt wird.
Doch die geoökonomischen Themen dieser Welt will Keiser gar nicht komplett ausleuchten, vielmehr Sinnbilder herstellen für diffus bleibende Wirtschaftsströme. Auch so ergibt sich der Blick aufs grosse Ganze.
Daniela Keiser
Daniela Keiser (60) lebt in Zürich. Sie befasst sich u. a. mit Fotografie, Collage, Sprache. Sie lebte häufiger im Ausland. Atelierstipendien. Studium an der ZHdK und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. An der Hochschule der Künste Bern lehrt sie.
Serie «Kunstpause»
Die Zürcher Kantonalbank sammelt Zürcher Gegenwartskunst. Damit fördert sie die Kreativwirtschaft im Sinne des Leistungsauftrags. Ob Malerei, Zeichnung, Videokunst, Skulptur oder Kunst am Bau: Die Werke sind im ganzen Kanton in den Räumlichkeiten der Bank ausgestellt.
In der Serie «Kunstpause» geben wir Einblick in die Sammlung und porträtieren jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler und stellen ein Werk vor.