«Zürcher Wirtschaft im Fokus»: Neue ZKB-Publikations­reihe widmet sich Schweizer Regional­ökonomie

Medienmitteilung vom 21. Oktober 2024

  • Die halbjährlich erscheinende Publikation liefert fundierte volkswirtschaftliche Analysen zu Wirtschaft und Gesellschaft mit Schwerpunkt Regionalökonomie. Im Fokus stehen vergleichende Analysen zwischen Regionen, Kantonen und Branchen.
  • Der Kanton Zürich ist das Wirtschaftszentrum der Schweiz, hebt sich hinsichtlich Produktivität jedoch nicht vom Schweizer Durchschnitt ab.
  • Zürichs Wirtschaftsstruktur wirkt konjunkturstabilisierend, der Kanton Zürich ist jedoch nicht Konjunkturmotor.
  • Bei den Warenexporten gehört Zürich zu den stärkeren Kantonen, die Spitzenposition muss er der von der Pharmaindustrie getragenen Basel-Stadt überlassen.

Die fundierten volkswirtschaftlichen Analysen zu Wirtschaft und Gesellschaft im Kanton unterstützen die Zürcher Kantonalbank bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Leistungsauftrags. Dazu dient der stetige und tiefe Wissensaustausch der Bank mit den entscheidenden Anspruchsgruppen im Kanton. Mit der neuen halbjährlich erscheinenden Publikation «Zürcher Wirtschaft im Fokus» festigt die Zürcher Kantonalbank ihre Position als Expertin für kantonale Wirtschaftsfragen.

Die neue Publikationsreihe stellt makroökonomische Analysen zwischen Regionen, Kantonen und Branchen ins Zentrum und schaut besonders auf die Entwicklung des Wirtschaftsraums Zürich. Prognosen für wichtige volkswirtschaftliche Grössen werden neu auch für den Kanton Zürich veröffentlicht. Zudem gibt der eigens entwickelte Zürcher Konjunkturindikator Aufschluss über die zeitnahe konjunkturelle Entwicklung des Kantons.

Arbeitsproduktivität im Kanton durchschnittlich

In über 100'000 Unternehmen sind im Kanton Zürich fast eine Million Menschen beschäftigt. Das entspricht über 20 Prozent aller in der Schweiz Beschäftigten. Auch die Zürcher Wirtschaftsleistung beläuft sich ungefähr auf 20 Prozent der gesamtschweizerischen Wertschöpfung. Insofern ist die Zürcher Arbeitsproduktivität – meint die Wertschöpfung im Verhältnis zur Beschäftigung – Schweizer Durchschnitt. Dies mag auf den ersten Blick erstaunen, eilt doch insbesondere dem Finanzsektor der Ruf voraus, eine überdurchschnittliche Produktivität zu haben. Zwar ist Zürichs Wirtschaftsstruktur konjunkturstabilisierend, der Kanton Zürich jedoch nicht Konjunkturmotor. Das unterdurchschnittliche Wirtschaftswachstum des Kantons in den letzten Jahren erklärt sich im hohen Dienstleistungsanteil.

Exportwunder Pharmaindustrie

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist für die Schweizer Exportwirtschaft in den letzten Jahren stets bedeutender geworden. Fast die Hälfte aller Warenexporte stammen aus dieser Branche. Die Wertschöpfung des Sektors beträgt mittlerweile fast ein Zehntel des gesamten Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Die USA, zentrale Abnehmerin dieser Produkte, hat aufgrund dieser Entwicklung Deutschland als wichtigsten Schweizer Absatzmarkt abgelöst. Bei den Importen bleibt hingegen Deutschland das mit Abstand wichtigste Bezugsland und damit auch der wichtigste Handelspartner für die Schweiz insgesamt: Ein Viertel der eingeführten Waren stammt von unserem nördlichen Nachbarn.

Zürichs Warenhandelsbilanz – zwar defizitär, aber diversifiziert

Der Kanton Zürich gehört bei den Warenexporten zu den stärkeren Kantonen, kann aber nicht mit der von der Pharmaindustrie getragenen Basel-Stadt mithalten. Mit einem Anteil von 6 Prozent der Schweizer Exporte reiht sich der Kanton Zürich im vorderen Mittelfeld ein. Bei den Schweizer Importen hingegen ist er die stärkste Kraft und somit an der Spitze klassiert. Während die Aussenhandelszahlen der Kantone Basel-Stadt und Tessin jeweils von einem Sektor getrieben werden, präsentiert sich die Situation in Zürich ausgewogener. Die Branchenzusammensetzung der Importe und Exporte ist diversifiziert. Das ausgeprägte Handelsbilanzdefizit des Kantons ist sektoral breit abgestützt. Länderseitig generiert der Kanton Zürich insbesondere grössere Handelsbilanzdefizite mit Deutschland, China, Frankreich und Italien.

Von allen Kantonen hält der Kanton Zürich mit 14 Prozent den kleinsten Wertschöpfungsanteil an Industrie und Bau. Mit einem jährlichen Exportvolumen von CHF 15 bis 30 Mrd. führt Zürich nicht viel mehr Waren aus als eine Gruppe von deutlich kleineren Kantonen. Dienstleistungsorientierte Sektoren hingegen nehmen mit 86 Prozent den weitaus grösseren Teil der Zürcher Wertschöpfung ein. Einer der Gründe ist, dass Zürich das Finanzzentrum der Schweiz ist. Verstärkt durch ein breit gefächertes Kultur- und Tourismusangebot, international renommierte Forschungseinrichtungen sowie dem Sitz des Weltfussballverbands in Zürich, agiert der Kanton Zürich im Dienstleistungshandel in den vorderen Rängen.

Die neue Publikationsreihe «Zürcher Wirtschaft im Fokus» sowie aktuelle Prognosen zur Schweiz und dem Kanton Zürich finden Sie auf unserer Website.

Zu den Autoren

Kevin Gismondi

Kevin Gismondi, Ökonom Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, verstärkt seit 2023 das Team «Economic Research», welches für die volkswirtschaftliche Analyse und Meinungsbildung verantwortlich ist. Dabei ist er für die Analyse und Einschätzung der Konjunktur in der Schweiz mit Schwerpunkt Regionalökonomie verantwortlich. Er hat an der Universität St. Gallen (HSG) Banking & Finance mit der Vertiefung Financial Economics studiert und bringt durch seine Erfahrungen in der Konjunktur- und Finanzmarktanalyse auch Kenntnisse im quantitativen Bereich mit.

Dr. David Marmet

David Marmet ist Chefökonom Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, zudem verantwortet er die geopolitische Analyse der ZKB. Seine Laufbahn begann der Berner Oberländer als Maschinenzeichner. In Bern studierte er Volkswirtschaft und Soziologie und war anschliessend unter anderem an der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) tätig. David Marmet promovierte an der Universität Zürich. Seit 2006 arbeitet er in verschiedenen Funktionen für die Zürcher Kantonalbank, unter anderem leitete er die Bereiche Volkswirtschaft und Devisen-Research.