Was ist Corporate Governance?

Besonders bei grösseren und börsennotierten Firmen ist man sich seiner Rolle in der Wirtschaft und Gesellschaft bewusst und erfasst in verbindlichen Regelwerken den Rahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Diese Regelwerke nennt man «Corporate Governance». Lesen Sie im Beitrag, was sich hinter dem Begriff versteckt.

Text: Rolando Seger

Die Corporate Governance fördert gutes Verhalten und stärkt die Selbstkontrolle, um Konflikte und Auseinandersetzungen mit Stakeholdern möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen. (Bild: Getty Images)

Natürlich kennen Sie den Begriff «Management» und wissen, was man darunter versteht. Richtig, es geht um die fachlich und betrieblich korrekte Führung eines Unternehmens nach ökonomischen Prinzipien. Vermehrt ist im Zusammenhang mit Unternehmen auch vom «Corporate Citizen» die Rede.

Dieser Begriff bringt zum Ausdruck, dass sich Unternehmen als Bürger und Teil der Gesellschaft verstehen und sich entsprechend verantwortungsbewusst verhalten. Neben der Ausübung ihrer Rechte anerkennen Firmen auch ihre Pflichten, indem sie eine gesellschaftliche und umweltbezogene Verantwortung tragen und einen freiwilligen Beitrag zur Entwicklung leisten.

«Corporate Citizens» sind in ihrer Funktion weitaus mehr als blosse Arbeitgeber und Steuerzahler. Besonders bei grösseren und börsennotierten Firmen ist man sich seiner Rolle in der Wirtschaft und Gesellschaft bewusst und erfasst in verbindlichen Regelwerken den Rahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Diese Regelwerke nennt man «Corporate Governance».

Umgang mit Anspruchsgruppen

Selbstverständlich müssen sich Firmen wie auch Bürger an alle geltenden Gesetze halten. Die Corporate Governance geht aber noch darüber hinaus. Sie legt fest, wie Unternehmen mit ihren Stakeholdern umgehen, welche individuellen Werte sie verfolgen und wie deren Sicherstellung geregelt ist. Unter Stakeholdern versteht man alle Anspruchsgruppen, die mit einem Unternehmen agieren. Die Spanne der Stakeholder reicht dabei von Mitarbeitenden, Management, Eigentümern, Kunden, Lieferanten, Kapitalgebern, Mitbewerbern, Gewerkschaften, Gesetzgebung und Politik bis hin zu Gruppierungen und der Umwelt, um nur einige zu nennen. Interne und externe Stakeholder sind heute und in der Zukunft direkt oder indirekt vom Wirken der Firma betroffen. Sie verfolgen individuelle Interessen und verhalten sich dementsprechend opportunistisch.

Der Corporate Governance kommt die Aufgabe zu, durch geeignete rechtliche und faktische Regeln sowie konkrete Massnahmen die Spielräume und Motivationen aller Akteure für opportunistisches Verhalten einzuschränken. Damit wird sichergestellt, dass die legitimen Unternehmensziele erreicht werden und ein konstruktives Verhältnis zu den relevanten Stakeholdern besteht.

Die Folgen schlechter Corporate Governance

Getrieben wurde die Corporate Governance in zahlreichen Fällen durch schlechtes Management, wirtschaftliche Faktoren und reputationsbezogene Schieflagen von Unternehmen. Gegenüber früher herrscht heute eine sehr viel höhere Transparenz über die Aktivitäten von Firmen, wodurch allfälliges Fehlverhalten leichter entdeckt und rascher verbreitet wird. Eine schlechte Berichterstattung kann beispielsweise ruinöse Folgen für ein Unternehmen nach sich ziehen. Die Interaktion zwischen einer Firma und ihrer Umwelt ist eine komplexe Angelegenheit, welche durch ständig wechselnde Parameter eine hohe Dynamik erfährt.

Jonglieren von Ansprüchen

Unterschiedliche Anspruchsgruppen eines Unternehmens sollten grundsätzlich Interesse an einer nachhaltigen wirtschaftlichen Prosperität des Unternehmens haben, denn schliesslich kann nur ein profitables Unternehmen ihre Ansprüche bedienen. Gruppen verfolgen allerdings spezifische, individuelle Ziele, die teilweise sogar konträr zueinander stehen. Die Corporate Governance fördert gutes Verhalten und stärkt die Selbstkontrolle, um Konflikte und Auseinandersetzungen mit Stakeholdern möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen.

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