Was ist Greenwashing?

Das Bewusstsein für die Verletzlichkeit des Planeten, der Gesellschaft und die Endlichkeit der Ressourcen wächst. Das gilt auch für Anlegerinnen und Anleger. Als nachhaltig angepriesene Finanzprodukte sollten aber auch wirklich nachhaltig sein. Der Begriff Greenwashing fällt in diesem Zusammenhang immer wieder – doch was genau ist damit gemeint? Lesen Sie mehr dazu im Beitrag.

Text: Rolando Seger

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) lehnt jede Form von Greenwashing ab und trägt mit eigenen Massnahmen zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes bei. (Bild: Getty Images)

Viele Anlegerinnen und Anleger haben das Bedürfnis, sich mit ihren Anlagen aus einer Werteperspektive wohlzufühlen und identifizieren zu können. Aus diesem Grund entscheiden Menschen schon seit jeher bei finanziellen Engagements bewusst, in welche Produkte und Branchen sie investieren. Dabei lassen sie sich von individuellen Überzeugungen und Präferenzen leiten, um unerwünschte Themen oder Sektoren aus ihrem Portfolio herauszuhalten. Viele Finanzinstitute bieten heute ein Angebot, mit dem sich diese Bedürfnis grösstenteils decken lassen.

Neben individuellen Bedürfnissen auf der ethischen und moralischen Landkarte wuchs über die letzten Jahrzehnte allgemein das Bewusstsein für die Verletzlichkeit unseres Planeten, unserer Gesellschaft und die Endlichkeit der Ressourcen. In der Folge wurden Finanzanlagen und Dienstleistungen vermehrt mit Schlagworten wie Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit, Tierwohl, Steigerung der Ressourceneffizienz oder Vermeidung kontroverser Anlagethemen beworben. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

Das kann bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Verwirrung und Verunsicherung führen. Letztlich wünschen sie sich, bei allen Angeboten reinen Wein eingeschenkt zu bekommen – so auch bei als nachhaltig angepriesenen Finanzprodukten. Der Umgang mit Nachhaltigkeit ist mit zunehmend kritischer Betrachtung zu Recht deutlich anspruchsvoller geworden, und die Einführung global gültiger Definitionen und Regeln gestaltet sich schwierig.

Wie sieht es mit Greenwashing in der Schweiz aus?

Greenwashing ist der Versuch von Unternehmen, sich durch kommunikative und werberische Massnahmen ein nachhaltiges respektive grünes Image zu verleihen, ohne dabei nachhaltigkeitsorientierte Aktivitäten im operativen Geschäft tatsächlich systematisch umzusetzen. Die Integrität von Finanzdienstleistungen und -produkten ist für jeden Finanzplatz von zentraler Bedeutung. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) ist der Dachverband der Banken in der Schweiz und vereinigt rund 270 Mitgliedsinstitute. Sie lehnt jede Form von Greenwashing ab und trägt mit eigenen Massnahmen zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes bei. Sie definiert das Vorliegen von Greenwashing entlang der operativen Banktätigkeiten an drei Stellen:

  1. Wenn sich ein Finanzdienstleister in seinem Kommunikationsauftritt intern und extern als nachhaltig positioniert, seine Unternehmenspraxis jedoch dem kommunizierten Bild widerspricht.
  2. Wenn entgegen den Vorschriften des Gesetzgebers täuschende oder irreführende Angaben zu den Charakteristiken oder zur Zusammensetzung eines Finanzproduktes gemacht werden. Für Prospekte und Informationsblätter gibt es Vorschriften und damit verbundene Haftungs- und Strafbestimmungen.
  3. Im Beratungsprozess muss sichergestellt sein, dass ESG-Kriterien (Environment, Social und Governance) unter regelmässiger Präferenzabfrage bei Kundinnen und Kunden einfliessen sowie Beraterinnen und Berater intern weitergebildet werden, um die Erwartungen von Kundinnen und Kunden zur Nachhaltigkeit angemessen zu erfüllen.