No-Gos während des Bewerbungs­gesprächs

Bewerbungsgespräche sind manchmal wie ein Tanz auf dem Drahtseil. Gefragt ist ein Mix aus Selbstbewusstsein und Zurückhaltung, aus glaubhaftem Interesse und massvoller Begeisterung. Ein paar Dinge sollten Sie jedoch unbedingt beachten. Anna Zaydowicz, Rekrutierungsexpertin bei der Zürcher Kantonalbank, klärt auf.

Text: Mirjam Arn / Bild: Simon Baumann

Anna Zaydowicz
Anna Zaydowicz rekrutiert seit zehn Jahren im Banking.

Zeigen Sie Persönlichkeit: Dieser Grundsatz gilt im Bewerbungsgespräch. Denn unsere Recruiterinnen und Recruiter wollen nicht nur Ihren Lebenslauf, sondern vor allem Sie als Menschen kennenlernen – und so herausfinden, ob Sie zur Zürcher Kantonalbank passen. Es gibt aber auch ein paar Dinge, die Sie möglichst vermeiden sollten. Rekrutierungsexpertin Anna Zaydowicz kennt sie.

No-Gos

1. Unvorbereitet sein

Wissen Bewerbende nichts über das Unternehmen, bei dem sie sich beworben haben, oder haben sie sich nicht mit den Informationen im Inserat beschäftigt, hinterlässt dies schnell ein Stirnrunzeln. Unwissenheit über das Unternehmen wirkt planlos und signalisiert mangelndes Interesse. Auch Fragen zu stellen, deren Antwort sich leicht auf der Website oder im Stelleninserat finden lassen, macht keinen guten Eindruck. Keine Fragen zu stellen, ist ebenso wenig angemessen, denn auch so signalisieren Sie, offenbar kein allzu grosses Interesse an diesem Job zu haben.

Tipp: Recherchieren Sie im Vorfeld und lernen Sie das Unternehmen so kennen. Nutzen Sie hierfür die Karriereseite des Unternehmens, Bewertungsplattformen und Social-Media-Beiträge. Arbeiten Freunde oder Bekannte bereits im Unternehmen? Dann erkundigen Sie sich bei diesen. Setzen Sie sich mit der Stellenanzeige auseinander und überlegen Sie genau, wie Ihre Fähigkeiten zum Unternehmen passen. Stellen Sie Fragen, die ihnen helfen, ein noch genaueres Bild vom Unternehmen und der Position zu erlangen; zeigen Sie so, dass Sie wirklich interessiert sind.

2. Sich negativ über frühere Arbeitgeber äussern

Im Vorstellungsgespräch über die aktuelle oder frühere Arbeit, ehemalige Vorgesetzte, Kolleginnen oder Kollegen zu jammern, ist definitiv ein No-Go. Negative Äusserungen über frühere Arbeitgeber rücken auch Sie selbst in ein schlechtes Licht. Selbst wenn Sie gute Gründe für einen Jobwechsel haben, ist es wichtig, sachlich zu bleiben. Klar kann es sein, dass das Arbeitsklima oder das Verhältnis zur Chefin oder zum Chef nicht optimal gewesen sind – aber vermeiden Sie es, sich darüber in Details zu verlieren.

Tipp: Erzählen Sie aus der Ich-Perspektive. Bleiben Sie sachlich und fokussieren Sie sich auf das, was Sie suchen und warum die neue Stelle besser zu Ihren Zielen passt. Formulieren Sie Kritik konstruktiv und betonen Sie, was Sie aus diesen Erfahrungen gelernt haben, und zeigen Sie, wie Sie Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten weiterentwickelt haben. Dadurch lenken Sie das Gespräch in eine positive Richtung und präsentieren sich als jemand, der lösungsorientiert ist und an Herausforderungen wächst.

3. Keine Schwächen zugeben

Recruiterinnen und Recruiter erwarten keine makellosen Übermenschen. Deshalb: Schluss mit den auswendig gelernten Floskeln und dem Aufzählen vermeintlicher Schwächen wie dem gern genannten «Perfektionismus» oder der «Ungeduld». Authentizität zählt mehr als Perfektion. Ihre kleinen Macken machen Sie menschlich und sympathisch. Erzählen Sie uns von sich, was Sie gut können, aber auch, wenn Sie in manchen Dingen eben nicht perfekt sind. Wir selbst sind es nämlich auch nicht.

Tipp: Überlegen Sie sich vorher, was Sie aus vergangenen Fehlern für sich gelernt haben und wie Sie in Zukunft daran arbeiten möchten. Oder auch: Wo sehen Sie Ihre persönlichen Entwicklungsfelder und was ist Ihre Strategie damit umzugehen? Seien Sie ehrlich – zu uns, aber auch zu sich selbst: Sie arbeiten an neuen Ideen lieber zunächst allein als im Team? Dann sagen Sie das auch. Denn nur so werden Sie langfristig im Job glücklich sein.

4. Sich passiv verhalten

Das Bewerbungsgespräch soll beiden Parteien die Möglichkeit geben, sich gegenseitig kennenzulernen. Recruiterinnen und Recruiter wollen sowohl etwas über die fachlichen Fähigkeiten als auch über die Persönlichkeit einer Bewerberin oder eines Bewerbers erfahren. Letzteres ist für uns bei der Zürcher Kantonalbank besonders wichtig. Denken Sie also daran, dass ein Gespräch ein Dialog ist und Ihnen die Plattform bietet, sich vorzustellen und Informationen zu sammeln, die letztlich auch Ihnen helfen, einen fundierten Entscheid für ein Unternehmen und eine Position zu treffen. Antworten Sie deshalb nicht einsilbig auf Fragen, sondern bringen Sie sich in die Unterhaltung ein. Nur so können beide Seiten herausfinden, ob Sie wirklich zum Team passen. Wenn Sie nicht erklären, wer Sie sind und warum Sie sich bewerben, können Sie kaum überzeugen.

Tipp: Nehmen Sie aktiv am Gespräch teil, um nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für sich selbst ein Gefühl zu bekommen, ob es die richtige Stelle für Sie ist. Sie sind eher schüchtern und zurückhaltend? Denken Sie immer daran: Sie wurden eingeladen, weil Ihr CV überzeugen konnte und wir Potenzial sehen. Kommunizieren Sie deshalb deutlich, welche Fähigkeiten Sie mitbringen und welchen Mehrwert Sie dem Unternehmen bieten können. Vorbereitung ist häufig die beste Strategie, um eventuelle Nervosität in den Griff zu bekommen.

5. Unehrlich sein

Eines der grössten No-Gos im Vorstellungsgespräch: Unehrlichkeit. Dies führt automatisch zu einem Vertrauensverlust und in der Regel unweigerlich zu einer Absage. Wenn Sie Fähigkeiten oder Erfahrungen vortäuschen, die Sie nicht besitzen, bleibt dies zudem meist nicht lange unentdeckt und führt spätestens bei der Einarbeitung zu Schwierigkeiten bei der tatsächlichen Arbeit. Bewusstes Lügen über erworbene Abschlüsse und berufliche Erfolge können zudem rechtliche Konsequenzen haben.

Tipp: Es gibt Stationen in Ihrem Werdegang, auf die Sie nicht besonders stolz sind? Überlegen Sie sich im Voraus, was Sie aus diesen Erfahrungen gelernt haben und wie diese zu Ihrer beruflichen Entwicklung beigetragen haben. Lenken Sie das Gespräch auf positive Aspekte Ihrer Karriere und zeigen Sie, dass Sie sich weiterentwickelt haben.

6. Überhebliches oder aggressives Auftreten

Ein gewisses Mass an Selbstvertrauen schadet nie und ist in manchen Jobs sogar erforderlich. Ein überhebliches, herablassendes oder gar aggressives Auftreten hingegen ist unangemessen. Zeigen Sie durchaus, dass Sie sich in Ihrem Aufgabengebiet gut auskennen. Besserwisserei hingegen ist fehl am Platz.

Tipp: Was so ungefähr für alle Gesprächssituationen gilt, gilt auch für Bewerbungsgespräche: Gegenseitiger Respekt und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind die Basis. Um Kompetenz zu zeigen, ohne arrogant zu wirken, zeigen Sie Ihre Fähigkeiten durch konkrete Beispiele und Erfahrungen auf. Vermeiden Sie Selbstbeweihräucherung und setzen Sie stattdessen auf eine positive, teamorientierte Sprache. Heben Sie nebst persönlichen Erfolgen auch Teamleistungen hervor und betonen Sie, wie Ihre Fähigkeiten zum gemeinsamen Erfolg beitragen können.

7. Abgelenkt sein

Es ist schon vorgekommen, dass Kandidatinnen und Kandidaten während eines Vorstellungsgesprächs Anrufe entgegengenommen oder Nachrichten beantwortet haben. Dieses Verhalten ist unhöflich und respektlos. Man beraubt sich jeder Chance.

Tipp: Schalten Sie Ihr Handy vor dem Gespräch stumm, um sich vollständig auf das Gespräch zu konzentrieren. Ausser natürlich, es gibt einen guten Grund, warum Sie unbedingt erreichbar sein müssen – wenn Ihre Frau beispielsweise hochschwanger ist und die Geburt kurz bevorsteht. Auch das ist tatsächlich schon vorgekommen. Am besten informieren Sie bereits zu Beginn des Gesprächs, warum Sie einen dringenden Anruf erhalten könnten. Dann sind Sie auch selbst weniger angespannt.

8. No-Show

Einfach nicht zum Gespräch zu erscheinen, ohne sich vorgängig abzumelden, disqualifiziert die Bewerberin oder den Bewerber auch für künftige Gespräche. Natürlich kann es uns allen passieren, dass etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Entscheidend ist dann, wie Sie mit der Situation umgehen.

Tipp: Geben Sie rechtzeitig Bescheid, wenn Sie es nicht pünktlich zum Gespräch schaffen.

Zur Person

Anna Zaydowicz, die ursprünglich aus Norddeutschland kommt, ist direkt nach dem Abschluss ihres Studiums in die Schweiz gezogen und lebt nun seit 13 Jahren im Kanton Zürich. Nach ihrem Studium hat sie ihre erste Stelle im Recruiting angetreten und dort ihre Passion gefunden. Seit nun mehr 13 Jahren rekrutiert sie, anfangs noch im IT-Bereich, die letzten zehn Jahre im Banking. Seit Mai 2023 ist sie nun bei der Zürcher Kantonalbank zuständig für die Rekrutierung in den Bereichen Asset Management, Research und Risk. In ihrer Freizeit reist sie gern, am liebsten an die Nordsee.

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