Lohnt sich ein AHV-Vorbezug für Frauen?
Gemäss der Reform AHV 21 erhalten Frauen der Übergangsgeneration einen Rentenzuschlag. Sie können aber auch ihre Rente vorbeziehen. Was ist attraktiver? Finanzplaner Philipp Roth ordnet ein.
Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Illustration: Maria Salvatore | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 1/2025
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Die AHV 21, die Reform zur Stabilisierung der 1. Säule, wurde vom Volk 2022 angenommen und ab Anfang 2024 umgesetzt. Seit dem 1. Januar 2025 sind nun auch die stufenweise Erhöhung des Referenzalters (Rentenalters) für Frauen und die zugehörigen Ausgleichsmassnahmen in Kraft. Frauen der Übergangsgeneration (Jahrgänge 1961 bis 1969) haben damit Anspruch auf einen lebenslangen Rentenzuschlag. Alternativ können sie ihre AHV-Rente frühestens ab dem Alter von 62 Jahren zu reduzierten Kürzungssätzen vorbeziehen.
Somit stellt sich für Frauen der Übergangsgeneration die Frage, für welche der beiden Optionen sie sich entscheiden sollen und welche finanziell vorteilhafter ist. Eine allgemein gültige Antwort darauf gibt es nicht: Es kommt immer auf die persönliche und finanzielle Situation an. Nebst der Einschätzung zur eigenen Lebenserwartung spielt auch der Zivilstand eine Rolle: Ist bei Verheirateten die Ehefrau jünger als der Ehemann, dann macht ein Vorbezug aufgrund der Rentenplafonierung in der Regel wenig Sinn.

Wichtig ist, dass sich Frauen der Übergangsgeneration aktiv mit dem Bezugszeitpunkt ihrer AHV-Rente befassen.
Philipp Roth, Finanzplaner
Das nachfolgende exemplarische Beispiel (*) zeigt auf, wie die eigenen Werte berechnet werden können. In unserem Fall ist die Frau am 15. März 1963 geboren, unverheiratet, kinderlos und hat eine vollständige AHV-Beitragsdauer. Ihr massgebendes durchschnittliches Jahreseinkommen beträgt CHF 50'000. Das Referenzalter erreicht sie am 1. Januar 2028 im Alter von 64 Jahren und 9 Monaten.
Bezieht die Frau die AHV regulär ab diesem Zeitpunkt, erhält sie eine monatliche Rente von CHF 2'116 (CHF 1'996 + CHF 120 Zuschlag). Entscheidet sie sich für einen Vorbezug per Alter 62, sieht die Rechnung so aus: Monatliche Rente von CHF 1'852 vom 1. April 2025 bis 31. Dezember 2027 (Teilrente mit Kürzungssatz von 2,8 Prozent). Danach und bis zum Lebensende steigt die Rente auf CHF 1'943.
Wie lange dauert es nun in unserem Beispiel, bis der Vermögensvorteil durch den Vorbezug aufgebraucht ist? Einem Vorteil von CHF 61'116 (Rentenleistung für die Jahre 2025 bis 2027) steht ein jährlicher Nachteil von CHF 2'076 (ab dem Jahr 2028) gegenüber. Somit vergehen rund 29,5 Jahre– also bis zum Alter von rund 94 Jahren der Frau – bis der Vermögensvorteil aufgebraucht ist. Im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung (aktuell für Frauen rund 88 Jahre) ist ein Vorbezug somit attraktiv.
Wichtig ist, dass sich Frauen der Übergangsgeneration aktiv mit dem Bezugszeitpunkt ihrer AHV-Rente befassen und sich gegebenenfalls von einer Expertin oder einem Experten für Finanzplanung beraten lassen.
* Die 13. AHV-Rente wurde bei diesem Beispiel nicht berücksichtigt.