Vertrauen in das, was wird und bleibt

Ausgezogen aus einem kleinen aargauischen Dorf, eine Firma gegründet im Kanton Zürich, Elektronikteile gehandelt in aller Welt: Guido Brogle blickt auf ein erfolgreiches Leben als Unternehmer zurück. Mit einer Stiftung ist er nun wieder bei seinen Wurzeln.

Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Bild: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 2/2024

Guido Brogle, Stiftungsgründer
«Die Vertrauensbeziehung zwischen mir als Unternehmer und der ZKB hielt dann mein ganzes Geschäftsleben hindurch – und begleitet mich noch heute als Privatmann»: Guido Brogle.

«Zutrauen, anvertrauen, sich selbst vertrauen: Um diese Begriffe drehte sich mein Leben immer wieder. Das schulische Zutrauen erhielt schon früh einen Knick durch einen Lehrer, der sich mehr mit meinem temporären Lispeln befasste, statt mit meinen Lernerfolgen. Also machte ich eine Lehre als Elektromonteur im Nachbardorf meines Heimatortes Wittnau AG – und schloss als einer der besten meines Jahrgangs ab. Auch wenn ich es damals noch nicht wusste: Mit der Elektrotechnik hatte ich jenes Gebiet gefunden, dass mich mein ganzes berufliches Leben begleiten sollte.

Erste Schritte in Sachen Selbstvertrauen unternahm ich bei der beruflichen Weiterbildung an der Ingenieurschule in Basel und bei Sprachaufenthalten in der Romandie und in England. Dabei entdeckte ich auch zum ersten Mal den einzigartigen Reiz von fremden Sprachen und Kulturen. Das half mir sicher, als ich später als technischer Sachbearbeiter Generatorschutzeinrichtungen in die ganze Welt verkaufte. Es war dann aber auch das wohlwollende Zutrauen meiner Vorgesetzten, das mich während meiner Karriere vom Abteilungsleiter bis zum Geschäftsführer begleitete.

Guido Brogle

Der gelernte Elektromonteur hat nach verschiedenen Weiterbildungs- und Karriereschritten 1978 in Steinmaur ZH die Firma Elbro AG gegründet. Das international tätige Unternehmen liefert Produkte für die Bereiche Messtechnik, Kabelmanagement, Schalttechnik, Hausautomation oder Installation. Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat Guido Brogle das Brevet als Helikopterpilot und den Hochseesegelschein erworben. Seit er sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hat, spielt er gerne Golf. Brogle ist verheiratet und hat eine Tochter.

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Ums Anvertrauen von Geldern ging es bei der Gründung meiner eigenen Firma Elbro 1978 im Kanton Zürich – mal durch blossen Handschlag mit ausländischen Geschäftspartnern, mal mit etwas mehr Prüfung beim ersten Firmenkredit durch die Zürcher Kantonalbank. Die Vertrauensbeziehung zwischen mir als Unternehmer und der ZKB hielt dann mein ganzes Geschäftsleben hindurch – und begleitet mich noch heute als Privatmann.

Ohne Vertrauen in meine Mitarbeitenden, Produktions- und Handelspartner wäre die Elbro sicher nicht zum erfolgreichen, international tätigen Unter­nehmen geworden. Und ohne Vertrauen in meine Nachfolger hätte ich die Firma nach 35 Jahren auch nicht verkaufen können. Dass es keine familieninterne Nachfolge sein würde, wusste ich schon lange: Meine einzige Tochter hatte andere Interessen und wählte eine nicht-technische Studienrichtung.

Ich hoffe, dass ich durch meine Stiftung etwas zurückgeben kann vom mir Zugetrauten und Anvertrauten.

Guido Brogle, Stiftungsgründer

Ich hatte also genug Zeit, mich gedanklich damit zu befassen, was mit meinem Nachlass geschehen soll. Natürlich sollen zuerst meine Frau und meine Tochter finanziell abgesichert sein. Mein geschäftlicher Erfolg ermöglicht es mir jedoch auch, ausserhalb der Familie etwas zu hinterlassen. Aus einer privaten Nachfolgeberatung mit den Spezialisten der Zürcher Kantonalbank entstand dann die Idee einer Stiftung. Und da ich trotz der vielen Reisen um die Welt dem Nahen und vor allem meinem Heimatdorf Wittnau stets emotional verbunden blieb, sollen vor allem die Menschen in diesem Ort, die sozial Bedürftigen, die kulturell Interessierten oder die sportlich Aktiven, an meinem Erfolg und Lebensglück teilhaben.

Mittlerweile sind alle Formalitäten geklärt, Testamente, Erbverträge und die Stiftungsurkunde sind unterzeichnet. Dafür, dass die Guido-Brogle-Stiftung Bestand hat, sorgt auch mein Elternhaus in Wittnau, das ich zu einem 5-Familienhaus umgebaut habe und das als Kapital neben weiteren finanziellen Einlagen nach meinem Tod an die Stiftung gehen wird. Und erste Unterstützungsprojekte hat die nun aktive Stiftung auch schon: Etwa die Finanzierung einer neuen Fahnenstange auf einer der Ruinen bei Wittnau. Die Beflaggung hat für die Heimatverbundenen in der Region eine grosse Bedeutung, ist aber wegen des bei der Montage nötigen Helikopterfluges keine günstige Angelegenheit.

Ich hoffe, dass ich durch meine Stiftung etwas zurückgeben kann vom mir Zugetrauten und Anvertrauten. Denn kein Leben kann allein mit Selbstvertrauen bestritten werden. Es braucht das Vertrauen der Familie, von Freunden und Partnern – und das Wissen um die eigene Herkunft und seine Wurzeln.»