Fragen, zuhören, vermitteln

Wohin führt unser Weg? Was können wir verändern? Und wie sprechen wir besser miteinander? Diese Fragen beschäftigten Yannick Blättler zunächst als Student und Netzwerker, heute treiben sie ihn als Jungunternehmer um. Mit seiner Firma NEOVISO ist er ein Übersetzer zwischen den Generationen und übt den Spagat zwischen kurzfristigen Bedürf­nissen und langfristigen finanziellen Perspektiven.

Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Bild: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 3/2024

Yannick Blättler, Neoviso GmbH
Yannick Blättler, Gründer NEOVISO GmbH

«Die Theorie im Hörsaal ist ja schön und gut. Aber was geht eigentlich draussen in der Praxis ab? Diese Frage wollte ich als Wirtschaftsstudent schon ganz früh beantwortet haben. Also gründete ich mit einigen Kommilitonen das Neo Network und lud Firmenvertreter zu Keynotes über ihr Tun ein. Was die Firmen alles geleistet haben in der Vergangenheit, interessierte mich dabei weniger. Ich wollte vielmehr wissen, wohin ihr Weg führen soll und welches Mindset nötig ist für die Entwicklungen von morgen.

Durch das Kommunizieren und Netzwerken an der Universität kam ich auch zu ersten Beratungen und Speaker-Jobs: Im Gegenzug zu den Insights der Firmenvertreter lieferte ich ihnen eine Gebrauchsanleitung meiner Generation. So wurde ich als 22-jähriger Student zum Start-up-Unternehmer. Einen klaren Businessplan hatte ich für die NEOVISO GmbH nicht. Aber dafür noch ganz viele weitere Fragen. Die wichtigsten drei: Wie sehen die Bedürfnisse und Wünsche der jungen Generation aus? Was sind die Angebote und Anforderungen von Firmen und Brands? Und wie lassen sich all die Sichtweisen zusammenbringen?

Yannick Blättler

Bereits während seines Bachelor-Studiums an der Universität Zürich hat Yannick Blättler sein Beratungsunternehmen NEOVISO gegründet. Später hat er sein Wirtschaftsstudium mit einem Master an der Universität St. Gallen (HSG) abgeschlossen. Blättler tritt auch als Redner und Podcaster auf und ist Gastdozent zu den Themen Generation Z, Digitales Marketing und Leadership an der Hochschule Luzern (HSLU) und an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ).

Im Austausch zwischen Jung und Alt ist ein Baustein zentral: die Kommunikation. Die Generation Z will heute anders angesprochen werden. Sie ist schnell und flexibel unterwegs und will eine klare und überzeugende Storyline. Etwa beim Thema Finanzen: Junge Menschen bevorzugen digitale Vorgehensweisen und stehen dem Austausch von viel Papier eher skeptisch gegenüber. Sie wollen stattdessen Produkte mit einem Look & Feel, das ihnen entspricht. Ein gutes Beispiel dafür ist die App frankly der Zürcher Kantonalbank: Anklicken, auswählen und mit der privaten Vorsorge starten. Wenn die Ansprache stimmt, ist auch das Interesse geweckt.

Doch weil sie etwas anders sprechen, chatten oder dies und das liken, heisst das nicht, dass sich die jüngere Generation in allem von der älteren Altersgruppe unterscheidet. Sicherheit beispielsweise ist auch für die jüngeren Leute ein grosses Thema, speziell bei den Finanzen. Wegen Social Media stehen sie immer im Vergleich mit ihrem Umfeld, sind in Sorge, zu wenig zu verdienen, um ihren Lifestyle finanzieren zu können. Es dominiert eher das kurzfristige Denken, und Vorsorge fürs Alter ist thematisch meist noch weit weg.

Im Austausch zwischen Jung und Alt ist ein Baustein zentral: die Kommunikation.

Yannick Blättler, NEOVISO AG

Auch ich als Unternehmer muss immer abwägen zwischen kurzfristigen Bedürfnissen der Firma und einer langfristigen finanziellen Perspektive und Absicherung. Heute beschäftige ich mehr als 30 Mitarbeitende, die sich mit Marketing und Branding oder dem Bespielen von Social-Media-Kanälen für unsere Auftraggeber befassen. Unser wichtigstes Standbein ist jedoch das Employer Branding, also die Frage, wie sich Firmen für Arbeitnehmende attraktiv machen können. Auch da geht es hauptsächlich um Kommunikation: Wie und auf welchen Kanälen sprechen wir junge Arbeitssuchende an? Wie können wir sie onboarden? Wie können wir Vision und Sinn vermitteln? Anwenden kann ich diese Themen auch in der Praxis von NEOVISO.

Zur Mitarbeiterpflege gehört natürlich das Thema berufliche Vorsorge – ich musste meinen Wissensstand zum BVG ausbauen, um meine Angestellten angemessen informieren zu können. Meine persönliche Vorsorge? Um die muss ich mich künftig noch stärker kümmern. Momentan steckt mein Geld für die Zukunft hauptsächlich in der NEOVISO, die mittlerweile von der GmbH zur AG herangewachsen ist.

Nicht nur meine Firma ist erwachsener geworden, auch ich bin mittlerweile 31. Die Themen der Jüngeren fesseln mich aber nach wie vor, vielleicht gibt es neben der Hauptfirma zur Generation Z bald eine Tochterfirma zur nachfolgenden Generation Alpha. Doch auch da wird es um das Gleiche gehen: mutig sein, Sachverhalte challengen, Ideen produzieren. Und vor allem: Fragen stellen.»