Du sollst Dir ein Bildnis machen
Visuelles Denken ist für den Politexperten und Meinungsforscher Michael Hermann mehr als ein Mittel zum Zweck: Es hilft ihm, soziale Zusammenhänge und Gegensätze zu erfassen und zu verorten. Auch im Vorsorgebereich setzt er auf Auslegeordnungen, um neue Horizonte zu eröffnen. Doch wünscht er sich mehr konkrete Darstellungen als abstrakte Zahlen.
Aufgezeichnet: Patrick Steinemann / Bild: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 1/2025
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«Räumliches und bildliches Denken – das war schon immer mein Ding. Wenn ich etwas erfassen wollte, musste ich es mir vorstellen, ein Bild davon in meinem Kopf haben. Und das geht wohl vielen Menschen so: Visualisierungen helfen ungemein, komplexe Sachverhalte zu verstehen.
Das gilt sicher auch für das Thema Vorsorge: Während die meisten das System der AHV irgendwie nachvollziehen können, gilt dies für die berufliche Vorsorge in der zweiten Säule weniger. Da würde es sicher helfen, wenn dieser – für die meisten – grösste Teil des persönlichen Vermögens vermehrt visuell dargestellt würde. Wer auf einen Blick sieht, welchen Anteil das Pensionskassenguthaben am Gesamtvermögen hat, würde diesem Punkt sicher mehr Aufmerksamkeit schenken.
Bildliche und räumliche Darstellungen helfen auch, Zusammenhänge zu sehen und Themen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das habe ich bereits während meines Studiums der Geografie an der Uni Zürich erkannt. Karten erlauben nicht nur eine Verortung nach Nord und Süd, sondern etwa auch eine Darstellung sozialer und politischer Nähe und Distanz. Da können ganz neue und höchst spannende Koordinatennetze gezeichnet werden.
Dr. Michael Hermann
Der gebürtige Langenthaler ist Gründer der sotomo GmbH, einem Institut für Meinungsforschung und Sozialforschung in Zürich. Er studierte an der Universität Zürich Geografie, Volkswirtschaft und Geschichte und promovierte zum Thema «Werte, Wandel, Raum». Hermann entwickelte das politische Spinnenprofil und publizierte den Atlas der politischen Landschaften in der Schweiz. Er ist auch als Politexperte, Kommentator und Kolumnist tätig. Michael Hermann lebt mit seiner Partnerin in der Stadt Zürich.
Aus einem Nationalfondsprojekt und einer universitären Forschungsgruppe ging dann auch meine Firma sotomo GmbH hervor, die ich zusammen mit einem Studienkollegen gegründet habe. Wir haben Raumanalyse betrieben, die politische Landkarte der Schweiz und das politische Spinnenprofil für Personen und Parteien entwickelt und Datenjournalismus betrieben, bevor es dafür überhaupt einen Begriff gab.
Meine Neugier für politische Themen hat mich dann auch zur Meinungsforschung geführt. Denn Umfragen – und die visuelle Aufbereitung ihrer Resultate – können einen wertvollen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten liefern. Wir haben auf damals noch neue Online-Befragungen gesetzt, weil wir überzeugt waren, dass auch auf diesem Kanal durch einen klug aufgebauten Dialog neue Erkenntnisse gewonnen werden können – für die Befrager wie für die Befragten.
Gleichzeitig hat sich mein Tätigkeitsfeld erweitert als politischer Kommentator und Kolumnist. Mein Drang zu bildlichen Darstellungen hilft mir auch beim Schreiben, wenn ich versuche, abstrakte Themen verständlich zu kommunizieren und einzuordnen. Dass ich dabei auch eine eigene politische Haltung habe, steht mir und meinem Unternehmen nicht im Weg. Wichtig ist es, Transparenz zu schaffen, nicht belehrend sein zu wollen und sich die Offenheit für alle Positionen zu erhalten. Dass ich mit diesem Kurs wohl nicht so schlecht fahre, zeigen meine guten Kontakte zu sämtlichen politischen Lagern.
Bildliche und räumliche Darstellungen helfen, Themen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Michael Hermann
Das Thema Vorsorge begleitet mich beruflich wie privat schon lange. Sei es über Studien, die wir für Unternehmen oder die Öffentlichkeit durchgeführt haben. Oder durch einen Erbvorbezug in jungen Jahren, der mich zum Anlegen und zum langfristigen Denken gebracht hat. Vorsorge bedeutet für mich jedoch nicht nur Altersvorsorge. Als selbstständiger Unternehmer ermöglicht mir eine gute Finanzplanung auch eine gewisse finanzielle Freiheit.
Wer sich vorausschauend Gedanken zu seinen Finanzen macht, erhält Spielraum für berufliche Entscheide. Und Sicherheit für das eigene Umfeld. So habe ich mich bei der beruflichen Vorsorge von der Zürcher Kantonalbank beraten lassen, damit meine Mitarbeitenden optimal abgesichert sind. Und die erbrechtlichen Aspekte für mich und meine Partnerin habe ich über ein Testament geklärt. Die regelmässigen Auslegeordnungen mit den Fachleuten helfen mir, einen klaren Horizont zu erhalten und Zusammenhänge zu verstehen – eigentlich genau das, was mich auch in meiner beruflichen Arbeit umtreibt.»