Die zwei Türme – und was die Zürcher Kantonalbank damit verbindet

Der Katharinen-Turm neben dem Fraumünsterturm – zur historischen Figur Katharinas gleich noch mehr – erinnert an die Zürcher Reformationsgeschichte vor etwa 500 Jahren. Obwohl jene Zeit in den meisten Köpfen mit Zwingli verbunden wird, soll im 2024 ein weiterer Name in den Mittelpunkt gerückt werden. Als Hauptsponsorin schafft die Zürcher Kantonalbank mit diesem Engagement Visibilität für die historische Figur Katharinas, doch auch zu weiteren 500 Frauen, die Zürich bis heute mitgestalten.

Text: Anna Sophia De Tomasi / Video: Mirjam Ramseier, Simon Baumann

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Wer war Katharina?

Wer sich an Huldrych Zwingli erinnert, müsste eigentlich immer auch an Katharina von Zimmern denken, zählt Katharina doch zu den Frauenfiguren, die kraft ihres Wirkens tiefe Spuren hinterlassen haben.

Im Schnelldurchlauf: Hochadlig geboren und aufgewachsen in Baden-Württemberg, flieht Katharina mit ihrer Familie in die Schweiz – der Vater ist beim Kaiser in Ungnade gefallen. Der Zufall will es, dass sich Katharina und Zwingli über den Weg laufen, beide sind sie da noch Kinder. Die Begegnung passiert dort, wohin Katharina geflüchtet ist: am Walensee. Katharina ist erst 13, als sie ins Kloster Fraumünster eintritt, für eine vorteilhafte Heirat fehlt der Familie schlicht das Vermögen, das einzubringen die Regel ist. Und dann sind nur fünf Jahre vergangen, als Katharina von Zimmern Äbtissin des Fraumünsters wird – und somit zur mächtigsten Frau von Zürich aufsteigt.

Fast 29 Jahre währt ihre Karriere, dann fasst sie im Jahr 1524 den Entschluss, ihre Abtei samt aller königlichen Rechte an den Rat von Zürich abzugeben.

Warum das wichtig zu verstehen ist

Äbtissinnen? Sie haben damals Macht, sehr viel Macht. Sie üben eine herrschaftliche Tätigkeit aus – als eine Art Politikerinnen und Managerinnen verwalten und leiten sie die Abteibesitztümer und das Kloster selbst, kontrollieren Handels- und Immobiliengeschäfte. Die regionale Wirtschaft zu stützen, auch dies ist ihr Streben.

Doch die Zeiten haben sich geändert – und Katharina erkennt das: Mit der Übergabe ihrer Abtei an den Rat von Zürich ist ein Wendepunkt in der Stadtgeschichte markiert, Zwinglis Reformgedanken setzen sich durch, der befürchtete Bürgerkrieg bleibt hier aus.

Im Laufe der Jahrhunderte haben Frauen stets aufs Neue einen prominenten Platz in der Geschichte eingenommen und diese mitbestimmt – und so zählt nicht nur Katharina zu jenen Frauenfiguren, die uns in Erinnerung bleiben sollen.

Diese Frauen sind zum Beispiel für Geschichte und Gegenwart der Zürcher Kantonalbank prägend:

Die erste Agenturleiterin der Zürcher Kantonalbank

Als 1909 die Sparkassa-Einnehmerei der Zürcher Kantonalbank in Hausen am Albis zu einer Agentur aufgewertet werden soll, ist zu Beginn doch tatsächlich nur von einem Mann die Rede, der für die Aufgabe infrage käme. Doch die Rechnung wird ohne Anna Aufenast gemacht.

Die nun 63-Jährige hat nicht nur vor vielen Jahren während der Krankheit ihres Vaters dessen Arbeit des Sparkassa-Einnehmers wie selbstverständlich erledigt, sie übernimmt den Posten dann auch offiziell und bewährt sich im Job auf besondere Weise.

Insofern ist sich Anna Aufenast sicher – so ist es dem Bankratsprotokoll am 5. Februar 1909 zu entnehmen –, auch einer Agentur vorstehen zu können. Ihre vorherige Arbeit scheint zudem Eindruck hinterlassen zu haben, und unverheiratet ist sie auch immer noch. So nimmt es seinen Lauf.

Mit 9 von 13 Stimmen wird Anna Aufenast schliesslich von der Bankkommission zur ersten Leiterin der Agentur in Hausen am Albis gewählt. Begründet wird der Entscheid damit, dass «[Fräulein Aufenast] seit 1891 der Einnehmerei in tadelloser Weise vor[steht]. [… ] Sie hat Zeit, sich der Stelle zu widmen, in ihrem Hause kann ein geeignetes Bureau leicht eingerichtet werden.»

Erste weibliche Agenturleiterin der Zürcher Kantonalbank – Anna Aufenast!

Sprung in die Gegenwart: Anna Aufenasts Name wird auf dem Katharinen-Turm – dieser ist umhüllt von einem Stoffband mit 500 Frauennamen – zu finden sein. Daneben finden sich noch drei weitere Frauen, die die Bank geprägt haben oder prägen: jeweils die erste Frau im Bankpräsidium, im Bankrat, und in der Generaldirektion. 

Was unsere Repräsentantinnen mit auf den Weg geben möchten

Der Katharinen-Turm ist zwar nur eine temporäre Installation, doch in den Köpfen soll die durch ihn symbolisierte Geschichte und ihre Wirkungskraft am besten langfristig verankert bleiben. Mit diesem Engagement der Zürcher Kantonalbank entsteht eine wichtige Auseinandersetzung im öffentlichen Raum – sie soll inspirieren und zu Diskursen anregen. Vorhang auf.

 

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